Her

Komödie, USA 2013, 126 min

Jeder kennt die etwas gekünstelte Computerstimme, die mal entweder gar nichts versteht, dir das Wetter herunterbetet oder deine Mutti für dich anruft. Siri und andere „künstliche Intelligenzen“ sollen uns gestressten Menschen ein bisschen helfen, Ordnung in das Chaos zu bringen und so tun, als wären wir nicht ganz so allein im Alltag. Schon in der Serie »Big Bang Theory« verliebte sich einer der Hauptcharaktere in „Siri“. Kann man sich denn in einen Computer verlieben? Sind wir so weit, dass wir lieber mit unseren Telefonen reden und tolle Momente mit ihnen haben, statt mit echten Menschen?
Genau diese Frage stellt Spike Jonzes »Her«. Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) schreibt beruflich einfühlsame Briefe für Menschen, die vor lauter Technologie das Schöne verlernt haben. Er selbst geht aber gerade durch eine schwierige Zeit - seine langjährige Beziehung zu Catherine (Rooney Mara) ging in die Brüche und er zieht sich immer weiter zurück. Doch dann installiert er ein neues Betriebssystem, eine Art Siri, nur für sein komplettes Leben. Ob am Telefon, am Computer, ob er unterwegs ist oder im Bett liegt: Seine neue Helferin ist immer dabei. Nach ein paar Einstellungen stellt sich die Computerstimme als Samantha (gesprochen von Scarlett Johansson) vor. Diese ist ganz und gar nicht gekünstelt sondern wirklich sehr normal, aufgeschlossen, neugierig, ein bisschen frech. Wie ein echtes Mädchen. Da Theodore sich immer mehr in seine Welt zurückzieht, kommt es ihm ganz gelegen, seine Erfahrungen und Gedanken immerhin mit so einer netten „Person“ teilen zu können. Kein Wunder, dass er irgendwann das Gefühl bekommt, Samantha wäre die Eine für ihn, weil sie ihm zuhört und er sich so gut mit ihr versteht. Aber geht das? Kann man sich in eine Stimme verlieben? Kann man sich in eine Stimme verlieben, die gar nicht zu einer echten Person gehört? Und wie wird das in der Gesellschaft aufgefasst? Schwierige philosophische Fragen und einige aktuelle Erkenntnisse zum Umgang mit Software und technischen Spielereien im Alltag stellt Spike Jonzes in »Her« vor. Ist die Gesellschaft so weit gekommen, dass man keinen Kontakt mehr zu echten Menschen braucht?
Jonzes, der skurrile Komödien wie »Being John Malkovich« und »Adaptation« hervorbrachte, und viel Hingabe in alle seine Projekte steckt, kommt jetzt vier Jahre nach »Wo die wilden Kerle wohnen« mit einem sehr aktuellen, wenn auch romantisierten Thema wieder. Die Hingabe bleibt. Joaquin Phoenix ist passend besetzt in einer Rolle, die quasi kein echtes Gegenüber hat und trotzdem jegliche Gefühle erlebt.
Anne