Der Richter. Recht oder Ehre

Drama, USA 2014, 141 min

»Der Richter« ist ein Film voller Gegensätze: Stadt vs. Land, Anwalt vs. Richter, Jung vs. Alt. Auf einen einfachen Nenner gebracht: Robert vs. Robert - und das in einer scharfzüngigen Brillanz, die den Kinobesuch zu einem kurzweiligen und geistreichen Erlebnis macht. Oscarpreisträger Robert Duvall mag mittlerweile 83 sein, doch in diesem brillanten Drama von David Dobkin zeigt er eindrucksvoll, dass er auch in bestem Alter noch gegen den jugendlichen und scharfsinnigen Elan eines Robert Downey Jr. bestehen kann. Den Film als Vater-Sohn-Geschichte zu bezeichnen, würde ihm zwar nicht ansatzweise gerecht werden, doch es ist definitiv eine Geschichte zwischen Vater und Sohn, in die Großstadtanwalt Hank Palmer (Downey Jr.) hineinrutscht, als sein alter Herr, Richter Joseph Palmer (Duvall), des Mordes angeklagt wird. Obwohl die beiden die Nähe des anderen kaum ertragen können, lässt Staranwalt Hank Chicago hinter sich und hilft seinem Vater im Prozess im kleinen Örtchen Carlinville, Indiana. So verschieden der erfolgsgierige Hank und sein hochgeistiger Vater sind, so ähnlich sind sich doch ihre Intelligenz, ihre Sturheit und ihre mangelnde Bereitschaft, Dummköpfe zu ertragen. Während Joseph seinen Gerichtssaal erstmals aus der Perspektive des Angeklagten erlebt, versucht Hank, seinen Vater nicht nur vom Mordvorwurf zu befreien, sondern auch von jenen Vorwürfen, die er ihm als Sohn macht. Für den Kinogeher bedeutet das: erstklassige Dialoge, großartige Gerichtssaal-Szenen, die zusätzlich von Oscar-Gewinner Billy Bob Thornton als Staatsanwalt angeheizt werden und rundum kluge und alles andere als langweilige 140 Minuten Kinospaß!
Viktoria Franke