Mr. Turner - Meister des Lichts

Drama, Großbritannien 2014, 150 min

Mike Leigh hat wieder einen wundervollen Film gemacht. Er porträtiert mit William Turner, dem Maler des Lichts und Wegbereiter der Impressionisten, einen der berühmtesten Künstler des United Kingdom. Turner kam aus einfachen Verhältnissen, wurde als Maler von Seestücken und Landschaften schnell bekannt und wohlhabend und mit bereits 26 Jahren Mitglied der Royal Academy. Ehrgeizig, produktiv und kompromisslos in seiner Kunst, verstand er es sehr wohl, zwischen Auftragsarbeiten und Experimenten zu unterscheiden. Ein gesellschaftsfähiger Mann trotz seines schwierigen Charakters. 1811 markierte ein Aufenthalt in Italien eine Wende in seinem Schaffen, der Eindruck des südlichen Licht beeinflusste alle weiteren Werke. In Turners Arbeiten spiegeln sich auch die Spannungen der Epoche, die Veränderungen des Lebens und der Gesellschaft, die mit der industriellen Revolution einhergingen.
Leigh hat kein gewöhnliches Biopic inszeniert, in dem die zentralen Stationen eines Lebensweges nachgezeichnet werden, sondern die Atmosphäre der Epoche am Beispiel eines außergewöhnlichen Zeitgenossen eingefangen. Er zeigt den Menschen Turner - sensibel, verschlossen, grantig, bisweilen bösartig und rücksichtslos. Er zeigt das enge Verhältnis Turners zu seinem Vater, der stets an seiner Seite war und ihn unterstützte. Turner hielt sich zeitlebens an die ihm in der Kinderzeit anempfohlene Sparsamkeit in äußerlichen Dingen und war bekannt für sein nachlässiges Äußeres. Timothy Spall spielt in Turners meistens leicht speckiger Gesellschaftskleidung die Rolle seines Lebens. Das Kinn allzeit kritisch vorgeschoben, die Nase stets ein wenig gerümpft, verkörpert er überzeugend Turners angemessene Arroganz und Skepsis den weniger visionären Zeitgenossen gegenüber. Ebenso einfühlsam zeigt er Turners weiche Seite, seine Poesie und Verletzlichkeit. Leigh stellt ihn in atemberaubende Landschaften, ohne dass der Film und sein Hauptdarsteller jemals in Richtung Kitsch taumeln. Die langjährige Zusammenarbeit mit Kameramann Dick Pope findet hier ihren Höhepunkt.
Grit Dora