TRAILER

Macbeth

Drama, Großbritannien 2014, 113 min

Schottland im frühen Mittelalter: Der Heerführer Macbeth (Michael Fassbender) - bislang ein treuer Edelmann und Untergebener von König Duncan - wird erst zum Königsmörder, dann zum Tyrannen und stürzt letztendlich über seine Machtgier. Der historisch verbürgte Macbeth (1005-1057) hat mit Shakespeares berühmtem Drama wenig gemein. Letzteres allerdings hat es zu weit größerer Bekanntheit und Popularität geschafft, diente Verdi als Opernstoff und wurde x-mal verfilmt. Obgleich wohl jede Generation ihre eigenen Sehgewohnheiten hat und ein Recht auf eigene Interpretation. Schaut man sich z.B. Orson Welles‘ Verfilmung von 1948 an - damals noch in schwarz-weiß, so ist sie sehr expressiv und minimalistisch, man glaubt sich ins Theater und in die Anfangsjahre des Films versetzt - aber eben doch völlig konträr zum heute gewohnten Stil. Viel opulenter ist dagegen Polanskis Werk von 1971: dramatisch, mit riesiger Ausstattung - größer geht es doch gar nicht mehr. Nein, muss es auch nicht, denn der neue »Macbeth« besticht durch seine psychologische Brillanz und Tiefe. Der Text wurde behutsam, ohne Sinnentstellung gekürzt. So kann man sich auf das Wesentliche, auf die Psyche konzentrieren.
Ich würde nicht soweit gehen, der Figur ein posttraumatisches Stresssyndrom anzudichten, weil wir damit heutige Erkenntnisse und Kategorien in eine weit zurückliegende Vergangenheit verpflanzten, doch folgerichtig ist es schon, dass Gewalt, abermals Gewalt und wieder Gewalt ihre Spuren in der Seele hinterlässt, bis hin zum Wahnsinn. Das herauszuarbeiten ist Regisseur Justin Kurzel mit seiner Crew, dem Ton, den Bildern, den Darstellern meisterhaft gelungen.
Die karge schottische Landschaft, neblig oft oder regnerisch bis stürmisch, die Farbgebung mit vielen blutigen Rottönen, Shakespeares Originaltext, grandiose Schauspieler mit Marion Cotillard (eine Französin!) als Lady Macbeth an Fassbenders Seite, steigern die Spannung ins schier Unermessliche und fesseln uns bis zum Schluss in den Kinosessel. Arthaus-Kino 2.0 sozusagen!
Shunya