That Lovely Girl

Drama, Israel 2014, 93 min

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes unglaubliches Kino. In Cannes berichteten Kritiker, dass dieser Film kaum auszuhalten sei. Das klingt nach Tabubruch und Überschreitung simpelster Normative.
Der dritte Film der Israelin Keren Yedaya erzählt die Geschichte eines Paares. Sie leben zusammen in einer kleinen, einfach eingerichteten Wohnung. Er geht morgens zur Arbeit, sie führt den Haushalt. Dazwischen oder auch mal davor oder danach haben sie immer wieder kurzen, heftigen Sex. In ihrer häuslichen Routine wirken die beiden vertraut, Außenstehenden gegenüber wirkt die Beziehung normal. Ungewöhnlich ist nur, dass Moshe fast 60 Jahre alt und Tami 22 ist. Doch je länger man den beiden zusieht, desto klarer wird, in welcher Spirale aus Abhängigkeit, Zuneigung und Gewalt sie sich befinden. Denn Moshe und Tami leben in einer inzestuösen Beziehung, sie sind Vater und Tochter.
Was so beiläufig und unheimlich klingt, inszeniert Keren Yedaya genauso direkt und lakonisch. Tami wird nicht gefangen gehalten, sie kann jederzeit gehen. So flieht sie erst aus der Wohnung, als Moshe eine andere Frau mitbringt und sie rasend wird vor Eifersucht. Durch Verzicht auf Erklärung und Beurteilung erhält der Schrecken dieser Beziehung eine unheimliche Eindringlichkeit. Unterstützt wird dies durch das eindringliche Spiel der beiden Hauptdarsteller.
Was immer dieser Film damit beim Zuschauer anrühren wird, er dürfte zumindest polarisieren. Keren Yedaya zu ihren Intentionen „Oft wird Inzest sehr klischiert gezeigt. Ein Kind, das sich wehrt, sieht sich einem brutalen Erwachsenen gegenüber. Damit hilft man den Opfern nicht und nicht der Auseinandersetzung mit dem Inzest. Mein Film zeigt die Realität in ihrer Komplexität. Meine Filme sollen Debatten anregen, im politischen wie im künstlerischen Zusammenhang.“
ak