Big Eyes

Drama/Biographie, USA/Kanada 2014, 107 min

Das Kindchenschema bezeichnet die süßen Proportionen bei kleinen Menschen und Tieren, die bei uns sofort den Drang zum Knuddeln auslösen, und wurde von der Natur so eingerichtet, damit sich Eltern gut um ihre Kinder kümmern. Die Industrie nutzt diese Wirkung schamlos aus, Eltern von Mädchen kennen das in Form von Ausmalbüchern, in denen die namengebenden „Top Models“ riesige Augen in riesigen Köpfen bei gleichzeitig spindeldürren Gliedmaßen vorweisen. Doch wurde dieses Prinzip schon in den späten 50ern erkannt und von der amerikanischen Malerin Margaret Keane zum Markenzeichen erklärt, deren traurige Geschichte jetzt von Tim Burton mit Amy Adams in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Darin ist sie mit ihren „Big-Eyes“-Bildern so lange erfolglos, bis sie den hintertriebenen und ebenso erfolglosen Maler Walter (Christoph Waltz) kennen lernt und heiratet, er ihre Bilder klug vermarktet, dann aber, beim einsetzenden Andrang, unter seinem Namen verkauft und seine Frau zwingt, weiter für ihn zu produzieren. Wenn auch von der Kunstkritik als Kitsch verschmäht, waren diese Bilder eine Zeitlang so populär, dass sich Filmstars in diesem Stil porträtieren ließen, wurden die ersten massenweise nachgedruckten „Kunstwerke“, die Wohnräume des ganzen Landes zierten, und machten die Keanes stinkreich. Sich aufdrängende Fragen der Urheberschaft und Margarets beginnender Kampf gegen diese Ungerechtigkeiten sind Themen des Films.
Seit dem großen »Ed Wood« hat Tim Burton hier zum ersten Mal wieder mit den Drehbuchautoren Larry Karaszewski und Scott Alexander zusammengearbeitet. Erstaunlicherweise ist es aber kein typischer Burton-Film geworden, eher ein typisch solides amerikanisches Biopic. Und so sitzt man dann davor wie vor den traurigen Gesichtern mit ihren großen Augen und weiß nicht so recht, was man davon halten soll.
Felix