Das Wetter in geschlossenen Räumen

Drama, Deutschland/Österreich 2015, 97 min

Ich musste bei dem Titel sofort an das Känguru von Marc Uwe Kling denken, das auf die Frage, was es denn beruflich tue, anwortet: Ich denke mir Titel für Arthouse-Filme aus. „Oh, bestimmt interessant“ ist die Reaktion. Die Szene wird noch lustig, der Film eher dramatisch, denn erspielt vor einem ernsten Hintergrund - dem Bürgerkrieg im Nahen Osten.
Dorothea ist Entwicklungshelferin, lebt im Luxushotel und wirbt auf Galas und Charity-Empfängen Spenden ein, ist also stets in der Welt der „Schönen“ und „Reichen“ unterwegs und versteht sich gut auf Glamour-Parties zu bewegen - nicht zuletzt, weil sie sich eine erstaunliche Trinkfestigkeit antrainiert hat. Doch kommt ihr Weltbild ins wanken und sie gerät in persönliche Konflikte als sie sich in den um einiges jüngeren Alec verliebt, der sich von ihr ausstatten und aushalten lässt. Wer kann schon auf Dauer mit solchen Widersprüchen leben? Pure Not und Armut vor Augen sowie unermesslichen Reichtum und Verschwendung auf der anderen Seite - da bleibt doch nur der Griff zur Flasche, Härteres wäre die Alternative. Bei ihr vermischen sich Berufliches und Privates immer mehr. Kann sie die Kontrolle, sprich, die Oberhand behalten?
Regisseurin Isabelle Stever sagt: „»Das Wetter in geschlossenen Räumen« ist kein gefälliger Film, und Dorothea ist eine unübliche Frauenfigur. Eine willensstarke Frau, die Macht ausübt, die Kontrolle über ihre Umgebung sucht, die sich nimmt, was sie will. Und trotzdem ist sie auch verletzlich und in der Härte und Einsamkeit ihres Metiers voller Sehnsucht. In Maria Furtwänglers Darstellung verbinden sich diese widersprüchlichen Eigenschaften auf sehenswerte Weise.“
Shunya