Gleißendes Glück

Drama, Deutschland 2016, 102 min

Man könnte es den viel gerühmten Sinn des Lebens nennen; glücklich zu sein. Weltweit suchen Menschen nach dem Glück, zumeist in der zu ihnen passenden Form. Für Helene (Martina Gedeck) würde es vorerst genügen, erfolgreich dem tristen Tagewerk einer Reihenhaus-Ehe zu entrinnen. Ihr Mann gefällt sich darin, seine Frau zu misshandeln. Sie putzt dann in aufopferungsvoller Hingabe alle Scherben fort. Leidet zunehmend, viel mehr noch als unter ihrer Ehe, unter der Abwesenheit göttlichen Trostes. Bis sie von der Kybernetik-Theorie Eduard E. Glucks (Ulrich Tukur) hört, dessen Buch verschlingt und sich tatsächlich aufmacht, den Autor bei einem Kongress in Hamburg zu treffen. Sie findet einen eloquenten Mann, der die scheue Hausfrau mit seinem charmanten Sarkasmus sofort für sich einnimmt. Am Ende einer erregt gesprächigen Nacht in getrennten Betten erfährt Helene, dass ihr vermeintlicher Erlöser selbst keinerlei Momente strahlender Glückseligkeit vorzuweisen hat. Weil sein unbändiges Verlangen nach Pornographie einer glücklichen Beziehung bislang im Wege stand. Die Beiden pflegen fortan einen offenherzigen Briefwechsel. Bis Helenes Mann dahinter kommt und sie sich endlich entschließt, die Flucht anzutreten. In Berlin trifft sie Eduard, und nun müssen sich beide aufeinander einlassen… Regisseur Sven Taddicken dampfte den schottischen Roman über Gott, die Welt und den Sex, sowie deren jeweiligen Anteil am Glück, ein wenig ein, lud zwei äußerst begabte Darsteller hinzu und fand sich selbst wieder im gleißenden Licht eines glücklichen Filmemachers. Das Sujet ausgebrannte Hausfrau trifft sexuell interessierten Wissenschaftler klingt vielleicht ein wenig einfallslos, aber wie Gedeck (55) und Tukur (59) sich tastend und zögernd auf die Suche nach dem Glück machen, ist absolut sehenswertes Kino für Erwachsene.
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