TRAILER

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Drama, Deutschland/Belgien 2017, 130 min

Als Brechts „Dreigroschenoper“ 1928 uraufgeführt wurde, hatte außer dem Autor niemand mit deren beispiellosem Erfolg gerechnet. Die Produktion war von Umbesetzungen und Streitigkeiten belastet, es kam gar der Vorschlag auf, Kurt Weills Musik ganz wegzulassen. Erst knapp vor der Premiere schrieben Brecht und Weill auf Druck des Hauptdarstellers hin jene „Moritat“, die dann zum berühmtesten Song der Oper werden sollte. Musik und Texte der Dreigroschenoper trafen den Nerv der Weimarer Republik, die Berliner pfiffen unisono „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“.
Auf den Erfolg folgte schon 1930 eine Verfilmung, die von einem Prozess Brechts gegen die Produzenten begleitet wurde. Ihm war von der Filmfirma gekündigt worden, er versuchte ein Aufführungsverbot zu erreichen. Die Sache endete mit einem Vergleich.
»Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm« verschränkt Situationen um die Uraufführung mit den Begebenheiten der Verfilmung und des Prozesses, die Rahmenhandlung findet im Berlin der 1920er Jahre statt. Der Film mutet auch Ausflüge in die Gegenwart zu, um aus ewig aktuellem Anlass wiedermal die Frage zu stellen: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Im 21. Jahrhundert klingt sie erstaunlich naiv und wirft wiederum die Frage auf, wie Brecht die gegenwärtige weltwirtschaftliche Situation kommentieren würde.
Regisseur, Autor und Brecht-Experte Joachim Lang packt sehr viel Stoff in seinen Dreigroschenfilm-Film: Gesellschafts- und Kunstkritisches, Anekdotisches und Zeitgeschichtliches.
Lars Eidinger spielt Brecht als elegant-introvertiert daherkommenden arroganten Hund, dem seine besten Sentenzen stets auf der Zunge liegen, kein Lindenblatt macht ihn angreifbar. Robert Stadlober ist Kurt Weill, Hannah Herzsprung spielt Carola Nehers Polly und Tobias Moretti den Macheath der Uraufführung. Joachim Król und Claudia Michelsen geben das infernalische Ehepaar Peachum. Die hochkarätige Besetzung gibt alles vor dem Hintergrund plüschiger Bilder der Zeit, die gelegentlich auch ins düstere driften dürfen. Gotham City lässt grüßen.
Grit Dora