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Marvin

Drama, Frankreich 2017, 114 min

In der Schule wird er wegen seiner Weichheit gemobbt, die Mutter nennt ihn ein Gerippe, der Halbbruder ein Mädchen, und der Vater antwortet auf seine Frage, was eine Schwuchtel ist: „Eine Art Geisteskrankheit, was Abnormales.“ Dabei ist Marvin einfach nur ein Junge in einem französischen Dorf. Später, auf der Schauspielschule in Paris, erkennt er, „dass man ein anderer sein kann. Das heißt, man selbst! Man kann sich selbst erfinden. Man muss sich nur das Herz herausreißen.“ Damit formuliert er einen universellen, einen unabgegoltenen Anspruch an das Menschsein.
In Rückblenden erzählt Regisseurin Anne Fontaine (»Coco Chanel«) von der Selbstfindung eines jungen Mannes zwischen zwei Polen: Dem hässlichen, homophoben Frankreich seiner Kindheit in der Provinz und der Dekadenz der Reichen und Schönen von Paris als junger Schauspielschüler. Sie zeigt aber auch, dass dieses Sich-selbst-Erfinden gelingen kann, wenn man Zuspruch findet. So wie er, der seine Geschichte auf der Bühne erzählt, buchstäblich aufgefangen von Isabelle Huppert.
Udo Lemke, Französisch Filmtage 2018, PK Ost