TRAILER

303

Drama/Lovestory, Deutschland 2018, 145 min

Jan (Anton Spieker) und Jule (Mala Emde), zwei widerborstige junge Blondschöpfe, setzen in Hans Weingartners neuem Film die Verweigerung und den Widerstand, den er in »Die fetten Jahre sind vorbei« (2004) installierte, mit anderen Mitteln, auf subtilere Weise fort. Schon, weil sie nicht bei Tinder sind. Sondern einfach zwei junge Leute, die aus Gründen, die (O-Ton Weingartner) keine große Rolle spielen, unterwegs in Europa sind. Und sich Zeit lassen. Jule nimmt Jan in ihrem 35 Jahre titelgebenden alten Wohnmobil mit, nach kurzer Zeit trennen sich ihre Wege und berühren sich bald darauf wieder. Der Plot wirkt ein bisschen konstruiert, was auch nicht so wichtig ist, denn worum es eigentlich geht, sind die Gespräche über Gott und die Welt, über das Leben und den Kapitalismus, über die Möglichkeiten, damit fertig zu werden. Jan und Jule diskutieren Konkurrenz und Wettbewerb (beides allgegenwärtig und schon deshalb zu verabscheuen) und beiden ist bewusst, dass sie systemgerecht davon durchdrungen sind. Beide reflektieren das und wehren sich. Das ist das eine zentrale Thema des Regisseurs, seines Zeichens bekennender Wettbewerbs- und Eindeutigkeitsverweigerer. Das zweite, darunter Liegende ist die Biochemie des sich Verliebens, die den ausgebildeten Naturwissenschaftler Weingartner fasziniert und die in Filmen so schwer darstellbar ist.
Mala Emde und Anton Spieker als Jan und Jule auf ihrem Weg Richtung Atlantik mit seinen zahllosen, fantastisch zufällig wirkenden Boxenstopps schaffen es, diese Herausforderung mit unfassbarer spielerischer Beiläufigkeit zu meistern.
Das inszenatorische und spielerische Understatement von »303« macht den Film auch zu einer der sympathischsten bekannten Verneigungen vor Richard Linklaters »Before Sunrise« (1995). Man kann nur hoffen, Linklater schaut ihn sich bald an.
Grit Dora