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Loro - Die Verführten

Komödie, Italien/Frankreich 2018, 157 min

Vielleicht sollte man »Loro« jedem Wahlberechtigten in Deutschland zeigen. In Europa. Ach was, überall. Vielleicht versteht dann mal jemand, was passiert, wenn man nicht wählen geht. Weil „keine Lust“, „bringt eh nichts“ oder „keine Zeit“ sind dämliche Ausreden. Wie viel Blut geflossen ist, damit wir wählen dürfen! Noch mehr Blut ist geflossen, damit ich als Frau wählen darf. Und doch gibt es demokratiemüde Menschen, die eine politische Entwicklung samt Staatschef zulassen, über die international gelacht wird. Nein, ich rede nicht von Trump. Vor Trump war da schon Berlusconi, Il Cavaliere. Der Mensch scheint jedoch fast der gleiche: Bauunternehmer, Populist, Präsident, Glamour, Geld, Frauen…the list goes on.
Paolo Sorrentino hat das kreative und visuelle Potenzial erkannt: Besser als diese irre Realität kann Kino kaum sein. Der Oscarpreisträger folgt dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi rund um dessen letzte Wiederwahl 2008. Er thematisiert die schwierige Beziehung mit seiner Frau sowie den Glamour, die Korruption und die Intrigen, die ihn wie ein dichtgewobenes Netz umgeben. Und immer wieder gibt es da die jungen Frauen, wo man hinblickt, Frauen… Boys will be Boys.
Wäre sie nicht leider wahr, wäre die Berlusconi-Geschichte ein großartiger, bunter, unterhaltsamer und abstruser Kinofilm. So sitzt man jedoch eingesunken und demotiviert im Kinosessel und denkt: Das darf doch alles nicht wahr sein! Entschuldigt den politischen Ausraster zu Beginn. Das macht der Film leider mit einem. Jetzt heißt es nur abwarten, wann die Trump-Version in die Kinos kommt.
Viktoria Franke