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Menashe

Drama, USA 2017, 82 min

Der komplett auf jiddisch gedrehte Film erzählt die Geschichte des Witwers Menashe, der entgegen aller religiösen Traditionen darum kämpft, seinen Sohn Rieven allein erziehen zu können.
Das warmherzige und beeindruckend authentische Spielfilmdebüt des Dokumentarfilmemachers Joshua Weinstein erzählt über einen universellen Konflikt innerhalb einer abgeschotteten Gemeinschaft. Zwei Jahre drehte er dafür mit echten Haredim (Ultraorthodoxe) in Borough Park in Brooklyn, New York - der größten Chassidischen Gemeinde außerhalb Israels.
Herausgekommen ist ein warmherziger, humorvoller, ja ungewöhnlicher Film, der einen Blick auf eine Welt ermöglicht, die sonst kaum einen zulässt. Für seinen Mut wird er weltweit auf Festivals und in der Presse gefeiert. Nebenbei, deutschen Zuschauer/-innen wird vieles im Film auch ohne die Untertitel verständlich sein.
In Borough Park im orthodox-jüdisch geprägten New Yorker Stadtteil Brooklyn bestimmen Religion und Tradition das ganze Leben. Der Supermarktverkäufer Menashe (Menashe Lustig) kämpft nach dem Tod seiner Frau um das Sorgerecht für seinen Sohn (Ruben Niborski), was nach strenger Auslegung der Thora nicht möglich wäre. Menashe ist ein klassischer „Schlimasel“, vergesslich und chaotisch, der mit seinem Verhalten in der konformen Gemeinde immer wieder für Aufsehen und Gelächter sorgt.
Mit seinem kleinen Gehalt kommt er dazu kaum über die Runden, und so bestimmt der Rabbi, dass der Sohn Rieven besser bei der Familie des Onkels aufwächst - solange, bis Menashe wieder heiratet und sein Leben in geordnete Bahnen führt. Für Menashe beginnt ein innerer und äußerer Kampf mit den Traditionen, an dessen Ende er sich entscheiden muss, ob er frei sein will oder sich den Erwartungen beugt.
Joshua Z. Weinstein nimmt uns mit seinem Spielfilmdebüt mitten rein in eine sonst eher verschlossene Gesellschaft. Die Chassiden folgen einer strengen Tradition des orthodoxen Judentums. Ihr Leben ist von einer Reihe an Handlungsvorschriften und hohen moralischen Ansprüchen geprägt. Für Weinstein, er ist liberaler Jude und New Yorker, war die Gemeinde in Borough Park immer fremd. Der Zugang schien selbst ihm versperrt. Doch genau das reizte ihn daran, näher hinzuschauen. Und so wagte er ein riskantes ethnografisches Experiment. Denn der Schauspieler Menashe ist auch in Wirklichkeit Supermarktverkäufer, Witwer, Vater und Chasside und spielt sich hier selbst. Und auch die übrigen Rollen besetzte Weinstein mit Ultraothodoxen und ließ sie allesamt auf jiddisch sprechen. Die Dreharbeiten fanden unter schwierigen Bedingungen an den Originalschauplätzen der Chassidischen Gemeinde statt, in der (zumindest offiziell) niemand einen Fernseher besitzt oder geschweige denn Schauspieler leben.
ak