Carmine Street Guitars
Boris Ritscher, ein bayrischer Schreiner, der aus Eichenholz-Weinfässern exklusive Drumsets für den Schlagzeuger mit dem besonderen Geschmack baut, rätselte unlängst: Wenn der Mensch aufhört, kreativ etwas mit seinen Händen zu bauen, bildet sich dann auch sein Gehirn wieder zurück? Rick Kelly und Boris Ritscher wären sicher gute Freunde; beide lieben ihre Arbeit und ihre Hände. Kelly baut seit vielen Jahren in seiner kleinen Tischlerei auf der Carmine Street N.Y. Gitarren jeder Art, deren Holz ein gewisses Mindestalter haben sollte: 100 Jahre Minimum, luftgetrocknet selbstverständlich. Nachdem ihm Jim Jarmusch einmal ein Stück seines Daches vorbeibrachte, begann er Hölzer zu sammeln, die er jetzt die Knochen von New York nennt. Deckenbalken, Dielen und Planken, die vor 150 Jahren das Rückgrat der schnell wachsenden Stadt bildeten, flogen bei Renovierungen in den vergangenen dreißig Jahren aus ihren Gebäuden auf die Straße. Jetzt liegen sie fein säuberlich beschriftet in Ricks Lager. Jahreszahl, Straße, Hausnummer…
Der Ton macht die Musik, und es sind die Moleküle, sagt Rick, die den Ton so speziell machen. 400 Jahre alte Bäume werden gefällt, verbaut, und dann liegt das Holz 150 Jahre und trocknet. Das Harz trocknet, Poren öffnen sich und auf wundersame Weise erhalten die Vibrationen Antwort von den Molekülen der Pinie. Zauberhaft ist auch sein kleines Reich, an dessen Schwelle die Zeitmaschine locker ins New York der sechziger Jahre springt, und wo schon GitarristInnen wie Patti Smith, Bill Frisell, Marc Ribot, Kirk Douglas, Lou Reed, James Taylor, Chris Whitley verzückt ganz weiche Töne anspielten. Lange bevor upcycling der neue Trend wurde, gelang es Rick Kelly, Bob Dylan eine Gitarre zu bauen, halb aus Chumley's Speakeasy Dielen und halb aus dem Boden des legendären Chelsea Hotels.
Alpa Kino
Buch: Len Blum
Regie: Ron Mann
Kamera: Becky Parsons, John M. Tran
Musik: Dallas & Travis Good
Produktion: Sphinx Productions
Bundesstart: 29.08.2019
Start in Dresden: 29.08.2019