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Spencer

Drama, Großbritannien/Deutschland/Chile 2021, 117 min

I’m lost.., weiß Prinzessin Diana und das nicht nur, weil sie sich auf dem Weg nach Schloss Sandringham verfährt, obwohl dies die Gegend ihrer Kindheit ist. Sie will nicht ankommen, und deshalb kommt sie wenigstens zu spät. Immer zu spät. Die Queen (Stella Gonet) und ihre rechte Hand, Major Gregory (Timothy Spall), können nicht umhin, diesen unannehmbaren Fakt wieder und wieder unerbittlich festzustellen. Die Fronten sind da schon lange verhärtet. So auch zu Beginn des Weihnachtstreffens der königlichen Familie. Die Prinzessin von Wales, ehemals Diana Spencer, ist Anfang der 1990er Jahre so unglücklich wie nur möglich an der Seite ihres sie offensichtlich betrügenden Prinzen Charles (Jack Farthing). Ihre Rolle im englischen Königshaus ist zementiert (sie kann nicht einmal eigenständig über ihre Garderobe entscheiden). In den drei von Regisseur Pablo Larraín fiktiv aufbereiteten Weihnachtstagen mit ihren erstarrten wie eingefrorenen Ritualen, entschließt sie sich, die Ehe zu beenden und auszubrechen. Larraín und Steven Knight zeigen das Ringen um diesen weitreichenden Entschluss als fast surreales Märchen mit Horror-Elementen, als Geschichte einer warmherzigen Prinzessin im Hoheitsgebiet einer Eiskönigin. Es geht um Leben und Tod, um Visionen und um seelische Gesundheit. Vor allem aber sollen ikonische Bilder Auferstehung feiern. Setdesigner Guy Hendrix Dyas zeigt, wie Lady Di in einigen ihrer prominentesten Kostümen durch die kalte, leere Welt der Royals irrt, etwa mit roter Jacke, schwarzem Hut, schwarzem Schleier. Kristen Stewart hat die Prinzessin bis in die letzte Faser studiert, den britischen Akzent, den geneigten Kopf, sie spielt Diana nicht - sie ist sie. Der Aufbruch mündet in ein nahezu rauschhaftes Finale, befreiend, wenn auch bittersüß, mit dem Wissen, wie die Geschichte 1997 ausging.
Grit Dora