Die Polizistin

Drama, Deutschland 2000, 98 min

Der vielbeachtete Regisseur Andreas Dresen (“Stilles Land“, „Nachtgestalten“) tritt erneut den Beweis an, dass es nicht nur im britischen Kino harte, sozialkritische und dennoch humorvolle Produktionen gibt.
„Ich möchte mal wissen, ob es die große Liebe wirklich gibt. Oder ist alles nur ein blödes Roulettespiel. Ein wahnsinniger Zufall, wenn dich mal so ein Sonnenstrahl trifft…“, philosophiert die junge und frischgebackene Polizistin Anne (Andrea Maria Schmiede) zu Beginn der Geschichte. Ausgerechnet in den Rostocker Problembezirk Lütten-Klein verschlägt es sie nach ihrer Ausbildung in Berlin. Doch die Ostsee ist nah und die Hoffnung auf einen beruflichen und priva-ten Neuanfang groß. Gern möchte sie hier mit Menschen arbeiten, Probleme lösen und helfen. Der Polizeialltag, bestimmt von zahllosen kleinen Vorfällen, zäher Bürokratie und ständiger Überlastung, setzt ihren guten Vorsätzen allerdings schnell Grenzen und auch der Umgang mit den Menschen vor Ort, deren Realität von sozialer Armut geprägt ist, gestaltet sich für Anne schwieriger als erwartet. Es fällt ihr nicht leicht, Distanz zu wahren. „Du musst dir eine dickere Haut zulegen“, empfiehlt ihr deshalb Kollege Mike (Axel Prahl), als Anne aus Mitgefühl mit einer Prostituierten schon nach kurzer Zeit zum ersten Mal gegen die Dienstvorschriften verstößt. Mike schätzt jedoch die unkonventionelle, menschliche Art der neuen Kollegin. Als Anne den l0jährigen Benny trifft, der in seinem familiären Umfeld keinen Halt fin-det, beschließt sie, sich um ihn zu küm-mern. Dabei lernt sie Bennys leiblichen Va-ter Jegor kennen, einen Kleinkri-minellen, zu dem sie sich auf eigenartige Weise hingezogen fühlt. Doch der Spagat zwischen persönlicher Anteilnahme und beruflichen Pflichten, zwischen Abwehr und Offenheit wird für Anne zusehends größer. Als Jegor verzweifelt versucht, Geld für Ben-nys Klassenreise aufzutreiben, geraten die Ereignisse außer Kontrolle. Anne muss sich entscheiden…
Andreas Dresen erzählt eine Geschichte die das Spektakuläre nicht benötigt, um auf den Punkt zu kommen, die ehrlich ist und deshalb berührt. Nur selten hat ein eigentlich fürs Fernsehen produzierter Film eine derart positive Presseresonanz erfahren, die sich vom Boulevard-Blatt bis zur „Jungen Welt“ erstreckte. Ein weiterer Lohn für das gesamte Filmteam war die Verleihung des begehrten Adolf-Grimme-Preises in Gold, der wohl auch einige Türen öffnete. So schafft Andreas Dresens Werk - mit Hilfe des jungen Berliner Filmverleihs Piffl Medien und einiger weiterer glücklicher Umstände - also doch noch den Sprung an den Ort wohin es gehört: die Kinoleinwand.