World Trade Center

Drama, USA 2006, 129 min

Fast könnte man die Versatzstücke eines echten amerikanischen Heldenfilms mit geschlossenen Augen aufsagen. Bei Oliver Stone geraten sie diesmal ein wenig durcheinander, denn schließlich hatten die Drehbuchautoren gehörige Mengen echter Trümmer beiseite zu schaffen und eine unglaubliche Auswahl an Schicksalen zu filmgerechten Portionen zu sortieren. Es geht um die märchenhafte Rettung zweier Polizisten, die den Einsturz der Türme unter deren Trümmern überleben. Da bleibt es nicht aus, dass man angesichts verschiedener allzu amerikanischer Details die europäische Nase rümpfen möchte. Und doch ist es eine wahre Geschichte und die Details unglaublich. Denn John McLoughlin and Will Jimeno bekommen allerhand zu sehen und zu hören, bevor das Schicksal über ihnen zusammenschlägt. New York am 11. September 2001. Für John McLoughlin und seine Truppe heißt der Auftrag: Evakuierung des Gebäudes. Was da oben genau passiert ist, wissen sie noch nicht, und die meisten werden es auch nie erfahren. Doch die Männer vertrauen McLoughlin blind. Mitten im Chaos plötzlich ein Beben und eine gewaltige Druckwelle. Wie bereits beim Einchecken der UA 93 Fluggäste sitzt man im Kinosessel und möchte den Cops zurufen, sie sollten sich jetzt besser aus dem Staub machen. Sie würden uns auslachen und darauf hinweisen, dass sie nur ihren Job tun. Kurz darauf kollabiert das Gebäude. Einige Minuten später, wenn man noch benommen ist von der Vorstellung, inmitten dieses Trümmerberges zu überleben, beginnt die Geschichte, neue Unglaublichkeiten freizulegen. In vorderster Front steht hier der Reservist Dave Karnes. Während die Verschütteten versuchen, Kontakt mit der Aussenwelt aufzunehmen, lässt sich der ehemalige Marine Sergant die Haare scheren. Er besorgt sich eine alte Uniform und stapft munter durch die Absperrungen rund um Ground Zero. Zutiefst religiös und besessen von der Vision, alle Überlebenden aus den Tausend Tonnen Trümmern zu bergen, gerät er unvermittelt zum notwendigen Mittelpunkt des Heldenfilms. Und doch muss man ihm dankbar sein, denn er verschafft dem Film mit seinem fanatischen Aktionismus wieder Luft zum Atmen. Angesichts zweier bewegungsunfähiger Helden, die sich gegenseitig mit Highschool-Geschichten trösten. Oder den unentbehrlichen Geschichten um deren Ehefrauen samt Kinder. Schade. Stone hätte eigentlich eines wissen müssen. Als die Menschen im September vor fünf Jahren unter Schock standen, stellten sie entgeistert fest: „Das ist ja wie im Film…“. Bereits damals stand fest, dass jeder vernünftige Regisseur sich hüten sollte, von den Ereignissen ein Remake machen zu wollen.