The One Man Village

Dokumentation, Libanon 2008, 86 min

Es scheint, als sei mit dem Einschlag der letzten Rakete des Bürgerkrieges im Dorf Ain al Halazoun die Zeit stehen geblieben. Und als wisse in dem libanesischen Bergdorf zwanzig Jahre später niemand mehr so genau zu sagen, wie eigentlich alles begann. Dafür aber um so besser, wie alles endete. Rechts und links einer schmalen Bergstraße krallen sich verlassene Häuser und unordentliche Obstgärten an die kargen Hänge, der einzige Laden ist plattgemacht, die Kirche zerstört und alle Grundstücke aufgegeben. Fast alle. Denn aus einem Stall klingt jeden Morgen bei Sonnenaufgang ein freundliches „Guten Morgen“, welches Semaan seinen fünf Kühen zuraunt, bevor er sich ans Ausmisten und ans Melken macht. Der sympathische Endfünfziger ist ein paar Jahre zuvor in sein Dorf zurückgekehrt und hat bald gemerkt, dass ihm die Ruhe und ein paar Kühe zum Leben genügen. Eine Kanne guter Kaffee zwischen zwei Zigaretten, der Blick auf das Tal und seine Tiere - was kann ein Mann noch mehr verlangen? Von einem Leben, das ihn von seiner einzigen Geliebten trennte. Das ihn aber immerhin am Leben ließ. Ja, der Krieg und die Vertreibungen haben alles verändert. Fünfundvierzig Familien lebten hier in nachbarschaftlicher Eintracht. Aber mit der Zeit lernt man aus Semaans verschmitztem Lächeln zu lesen, dass sich ohnehin alles verändert hätte. Die preisgekrönte deutsch-libanesische Dokumentation findet mit ihren wundervollen Bildern und Semaans lebensweisem Mutterwitz nicht den Grund, warum Menschen Krieg führen, doch sie gelangt zu einer erstaunlich einfachen Erkenntnis. Dörfer sterben aus. Auch ohne Krieg. In einer Zeit, wo ein Vater und sein Sohn sich keinen Teller mehr teilen wollen. Und wo die Kinder nichts mehr verstehen von Landwirtschaft.

Buch: Simon El Habre

Regie: Simon El Habre

Darsteller: Semaan El Habre

Kamera: Bassem Fayad, Marc Karam

Produktion: Beirut DC, mec film, Simon El Habre, Jad Abi-Khalil, Irit Neidhardt

Bundesstart: 10.09.2009

Start in Dresden: 10.09.2009