The Da Vinci Code - Sakrileg
Arno Schmidt, der anarchistischste Autor im Gebrauch unserer Sprache, hat eine Höllengeschichte geschrieben. Da steht er in der „Unterwelt“ vor einer Tafel, auf der all die Geister erwähnt werden, von deren Gedankengut die Menschheit lebt. Goethe, so fabuliert er, hatte gar keine Chance zu sterben. Der Kerl wurde an einem einzigen Tag 762mal zitiert, davon 900mal falsch. (Für genaue Prozente verbürge ich mich hier natürlich nicht!). Über Leonardo Da Vinci, über den Michelangelo schon gemeckert hat, hat Schmidt nichts geschrieben. Wolfgang Hildesheimer aber wohl. In einer kleinen, aber feinen Geschichte beschrieb er das auftauchen einer zweiten »Mona Lisa«. Jenes Bild, zweifellos echt, unterschied sich dennoch vom Original, das im Louvre aufgehoben wird. Nur etwas winziges, gestengleiches, machte den Unterschied aus. Wissenschaftler stritten sich umsonst und schon gab es zwei Originale. In Hildesheimer Geschichte, später in der Erzählung, entdeckt ein armer Italiener eine Kaverne und darin zahlreiche, andere Portraits der Gioconda. Allesamt sind sie auf einem Rad angeordnet. In der Mitte kann man ein Licht anbrennen, an einer Kurbel drehen. Eine Maschinerie, dem Kinematographen gleich, setzt sich in Bewegung und man sieht wie sich die berühmte Jungfer das Hemd von der Brust zieht und danach lächelt. Im selben Band gibt es auch noch eine Geschichte über den berühmten Popbarden Dylie Bobson, den Chef der „Ich-wasch-mein-Hemd-nicht-mehr-Bewegung“. Eine feine Literatur, die hier nicht her gehört. Ein bodenloses Thema.
Der Regisseur Ron Howard bringt jetzt, gemeinsam mit Tom Hanks, ein weiteres, vielleicht genauso überflüssiges Puzzleteilchen auf die ganz große Leinwand. Feine Action hammerhart, ein intelligenter Thriller, vom Feinsten sozusagen. Darin spielt Hanks einen Symbolologen im Erklärungsnotstand. Er hat etwas entdeckt, dass dem schon irr diskutierten Bibelcode, oder auch den Weissagungen des Nostradamus gleichkommt. Dieses aber in den Aufzeichnungen Da Vincis, und niemand glaubt ihm. Ein Mord passiert. Und Audrey Tautou spielt eine böse Rolle. Mehr weiß man noch nicht, wenn man nicht den zugehörigen Bestseller gelesen hat.
Der deutsche Filmverleiher gibt nichts Preis, seine Geschäftspartner noch weniger. Dies macht es interresant.
Buch: Akiva Goldsman nach dem Roman »Sakrileg« von Dan Brown
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Audrey Tautou, Jean Reno, Ian McKellen, Alfred Molina, Paul Bettany, Jürgen Prochnow, Etienne Chicot
Kamera: Salvatore Totino
Musik: Hans Zimmer
Produktion: Columbia Pictures, Brian Grazer, John Calley, Kathleen McGill, Louisa Velis, Todd Hallowell, Dan Brown
Bundesstart: 18.05.2006
Start in Dresden: 18.05.2006
FSK: ab 12 Jahren