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Rex Gildo - Der letzte Tanz

Doku-Drama/Biographie, Deutschland 2022, 92 min

Hossa - hossa - hossa - olé - endlich ist es soweit! Bei all dem Schlagerkult war es doch nur eine Frage der Zeit, dass noch mal jemand käme und eine Fiesta Mexicana im deutschen Kino gefeiert würde. Doch was ist das? Oh weh! Gekommen ist Holger Bernhard Mischwitzky, und ausgerechnet der soll nun aus dem Leben des Ludwig Franz Hirtreiter erzählen? Einige Fans sind entsetzt. Denn hinter jenen gutbürgerlichen Allerweltsnamen stecken natürlich Rosa von Praunheim (79) und Rex Gildo (1936-1999), (was heute längst nicht mehr jedes Kind weiß) und noch immer gibt es Menschen, die den Sonnyboy des Siebziger-Jahre-Schlagers nicht mit Homosexualität in Verbindung bringen können, wollen und dürfen. Wenn ein adretter Mann mit so feiner Stimme 40 Millionen Schallplatten verkaufte und auf der Leinwand unzählige Male den Traum-Schwiegersohn gab, hör’ ma’, und verheiratet war der doch auch - zugegeben - mit seiner Cousine Marion… aber wie soll der denn schwul gewesen sein? Hossa! Es ist genau diese Scheinheiligkeit und jener blinde Fleck, den Rosa von Praunheim in den Mittelpunkt seines halb dokumentarischen, halb fiktionalen Filmes rückt. Weil diese Verdrängung auch der zentrale Punkt von Rex Gildos Leben war. Gern verbuchte sein Erfinder/Manager Fred Miekley vermeintliche Affären mit den Gesangspartnerinnen Conny Froboess oder Gitte Hænning als PR-Erfolg. Auch, um von der eigenen lebenslangen Beziehung zu seinem Schützling abzulenken. Ben Becker gibt in den Spielszenen den väterlichen Liebhaber Miekley, dessen Tod 1988 Rex Gildo in Tabletten- und Alkoholsucht versinken lässt. Damit einher ging Gildos Unfähigkeit, dem eigenen Altern mit Stil und Würde begegnen zu können. Kilian Berger (junger Rex) und Kai Schumann teilen sich hier in die Filmfigur und müssen sich dabei immer wieder der Übergriffe hartgesottener Schlager-Groupies erwehren, wenn drei ältere Damen unentwegt durch die Kulissen stolpern, Interviews und Handlung stören, um das Image ihres Idols „sauber zu halten“. Souverän lächelnd demontiert von Praunheim die Mauern des Schweigens und türmt die Steine wieder auf zu seinem Film-Denkmal über den Schlagersänger Rex Gildo. Dem er zum Schluss mit seinem Song „Wer das verbietet, der weiß nichts von Liebe“ noch ein hübsches Outing gestattet.
alpa kino