Lovesong für Bobby Long

Drama, USA 2004, 119 min

John Travolta zählt zweifelsohne zu den profiliertesten Hauptdarstellern der jüngeren Filmgeschichte. Seine Rollen, denken wir nur an die in »Pulp Fiction«, sind mittlerweile Legende geworden. Auf der großen Leinwand hatte er noch nie enttäuscht. Vielleicht liegt es an seinem weißen, schütteren und wirren Haarschopf, den seine neueste Rolle verlangt, dass sein neuer Film mit mehreren hundertausend $ Einspielergebnis nicht zum Kassenknüller avancierte. Verdient hat der Film das jedenfalls nicht. Er spielt in New Orleans und kommt mit einer sehr frankophilen Optik daher.
Im Film von Shainee Gabel spielt er an der Seite von Scarlett Johansson einen abgewrackten Literaturprofessor, der mit seinem Schützling Lawson (Gabriel Macht) im heruntergekommenen Haus ihrer Mutter lebt. Als diese stirbt, nimmt für Purslane Hominy Will (Johansson) eine lange Kette von Problemen ihren Lauf. Ihre Mutter hat den Dreien das Haus am Stadtrand von New Orleans zu gleichen Teilen vermacht, und so entsteht dann, wie könnte es anders sein, eine unfreiwillige Wohngemeinschaft, die es in sich hat. Während die junge Frau die Bretterbude nach und nach auf Vordermann bringt, fühlt sie sich mehr und mehr von ihren Mitbewohnern genervt. Die beiden Männer behaupten zwar, dass sie an einem Buch über Bobbys Leben arbeiten, kultivieren aber tatsächlich nur einen feuchtfröhlichen Müßiggang, das Leben der Bohemiens an sich. Und dies passt ja auch perfekt zur Landschaft. Doch ganz allmählich bildet sich eine eigenwillige Freundschaft zwischen der aufgeweckten Pursy und ihren Mitbewohnern heraus. Und je besser sie sich mit Bobby und Lawson versteht, desto näher kommt sie den bittersüßen Geheimnissen, die ihre alte Heimat für sie birgt.
Basierend auf dem Roman »Off Magazine Street« von Ronald Everett Capps erzählt die junge Regisseurin in ihrem ersten Film eine ganz eigenartige, einzigartige Familiengeschichte. Offen und spielerisch führt sie zunächst auf ein Terrain, das sich das Kino bisher noch nie erschlossen hat: die Peripherie von New Orleans mit ihrer satten, dampfenden Schwüle. Eine gewisse Trägheit, eine entspannte Aura legt sich hier über alles, und diesem Rhythmus passt sich Gabels Inszenierung stilsicher an.