Rize - Uns hält nichts auf!

Dokumentation, USA 2004, 85 min

Wenn Star-Fotograf David LaChapelle seine Kamera weglegt und es vorzieht, mit einer Filmkamera in den californischen Slums tage- und wochenlang Straßenkids zu filmen, statt wie gewohnt die Schönen und Reichen abzulichten, dann muss er einen verdammt guten Grund dafür sehen. Vorsichtig geschätzt dürften ihm in dieser Zeit sechsstellige Gagen entgangen sein, für Titelblätter bei Voque zum Beispiel. Was für uns zivilisationsverwöhnte Mitteleuropäer leicht aussieht, wie eine der vorletzten idiotischen Versuche, noch einen Hip-Hop-Style zu erfinden, ist in der Gegend um South General/Los Angeles so etwas wie der rettende Strohhalm auf dem Weg zurück in ein Leben ohne Gewalt: Krump Soldiers hit the Battlezone. Sie verkleiden sich, schminken sich und setzen sich eine rote Knollennase mitten ins Gesicht. Sie machen sich zum Clown. Das klingt nicht nur bescheuert, es sieht genauso aus. LaChapelle hörte zum ersten Mal von dieser Subkultur bei seinen Videoaufnahmen für Christina Aguilera im Jahre 2002. Jetzt ist er zurück und beobachtet Streetgangs beim David LaChapelle, einer Art Ghetto-Fasching-Fight-Club, im Idealfall jedoch ohne den Fight. Denn in der Kanalisierung der innerstädtischen und alltäglichen Gewalt liegt laut Tommy the Clown, einem der Mitbegründer, der Sinn des Ganzen. Die Kids lernen, sich ohne Waffen und ohne Blutvergießen voneinander abzuheben, zu behaupten oder wenn man so will, zu bekämpfen. In einer neuen Form des HipHop-Tanz-Gefechts. Sieger wird derjenige mit den abstraktesten Verrenkungen, den fantasievollsten Klamotten oder einfach der mit dem coolsten Habitus. Das ist nicht direkt eine neue Erfindung - schon die Sharks und die Jets haben in der West Side Story gegeneinander getanzt - doch allein die Aufmerksamkeit, die den Jugendlichen damit geschenkt wird, verlangt Respekt. Solange sie tanzen, schießen sie nicht.