Honey Baby

Drama, Finnland/Deutschland/Lettland/Russland 2004, 104 min

Tom hat die Nase voll vom Geschäft. Er ist Musiker und er ist irgendwie schon zu lange unterwegs in Europa. Getreu der überlieferten Weise „Überall ist es besser, wo wir nicht sind“ zog er eine Zeit lang über den alten Kontinent. Jetzt werden seine Songs immer schlechter, und Deutschland ist nicht gerade das Paradies auf Erden für einen Singer/Songwriter. Um sich ein Ticket zu verdienen, das ihn zurückbringt in die USA, zieht er noch eine „Tournee“ durch. Ziel ist Murmansk, der Weg führt quer durch die baltischen Staaten. In Kaliningrad begegnet er Natascha. Das Ticket wird also noch warten müssen.
Allerdings sieht es zunächst nicht nach einer Gleichung mit nur einer Unbekannten aus; Junge mit Gitarre trifft auf der Straße Mädchen mit grünen Augen, Frage: wovon handelt sein nächstes Lied? Ganz so einfach wird die Ballade von dem Bienenmädchen nicht. Denn auch Natascha ist erst einmal bedient von den Männern. Sie konnte sich der „Traumhochzeit“ mit einem deutschen Geschäftsmann gerade noch so entziehen. Das Klischee hat wohl nix getaugt. Oder verbirgt die junge Russin außer ihren grünen Augen und ihrer Vorliebe für die süßen Insekten noch andere Geheimnisse?
Es mag an der gelebten Ruhelosigkeit liegen, dass nahezu alle MIKA KAURISMÄKI-Filme auf einer Straße spielen. Im Gegensatz zu seinem Bruder Aki treibt sich Mika ständig in der Welt herum, persönlich wie auch cineastisch. Wenn er nicht gerade an einem Dokfilm - zuletzt MORO NO BRASIL, aktuell BRASILEIRINHO - über Weltmusik arbeitet, schickt er seine Helden ohne Ziel durch die Gegend oder ohne Stadtplan durch Los Angeles.
Die finnische Newcomerin des Jahres 2005 IRINA BJÖRKLUND und der auch im wahren Leben singende HENRY THOMAS geben ein schönes Paar ab. Wer Lust dazu verspürt, soll sich die beiden als Orpheus und Eurydike denken. Ihr gemeinsamer Trip ist erklärtermaßen angelehnt an den griechischen Mythos. Er führt durch ein bizarres Europa kurz nach dem Ost-West-Urknall, durch wahrhaft elysische Felder im Baltikum und auch an die düsteren Gestade einer postkommunistischen Unterwelt. Ob die Götter Gnade walten lassen und der singende Dichter seine Geliebte aus der Unterwelt herausführen kann, das sei hier verschwiegen.
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