Wer mich liebt, nimmt den Zug

Drama, Frankreich 1998, 122 min

»Wer mich liebt, nimmt den Zug«, soll der Regisseur François Reichenbach kurz vor seinem Tod 1993 gesagt haben, als er seinen Begräbnisort in Limoges bestimmte, jenem größten Friedhof Europas, der mehr Tote beherbergt als die Stadt Einwohner hat. Patrice Chéreau wählte in seinem 2007 gedrehten Film »Wer mich liebt, nimmt den Zug« eine Beerdigung als Ausgangspunkt für eine Geschichte, welche biografische Elemente des Lebens von Reichenbach und solchen seines eigenen Lebens mischen: Der homosexuelle Maler Jean-Baptiste Emmerich (Jean-Louis Trintignant) ist mit 70 Jahren in Paris gestorben. Sein letzter Wunsch war, dass ihn seine Freunde mit dem Zug nach Limoges begleiten, um an seiner Beerdigung teilzunehmen. Und so steigen, während Jean-Baptistes letzter Geliebter, der Dealer Thierry (Roschdy Zem), den Sarg mit einem Kombi nach Limoges überführt, in Paris 15 Personen in den Zug, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Jeder in dieser Gruppe hat seine eigene Geschichte, die auch mit der Person des Verstorbenen verbunden ist, der nicht nur seine Liebhaber, sondern auch deren Freunde und Frauen noch nach seinem Tod zu bannen vermag. Er hat sie manipuliert, verwirrt, zerstört, verzaubert. In der erzwungenen Enge der Eisenbahnabteile führen François (Pascal Greggory), Claire (Valérie Bruni-Tedeschi), Jean-Marie (Charles Berling) und ihre Gefährten die alten Kämpfe weiter: Wer hat Jean-Baptiste am meisten geliebt? Wer erfüllt sein Vermächtnis? Wie wird man weiterleben? In Limoges werden die Reisenden von Jean-Baptistes Zwillingsbruder Lucien (Jean-Louis Trintignant) erwartet. Während des Begräbnisses kommt es zu Ausbrüchen von Trauer und Hass in der Trauergemeinde, die anschließend im Hause der Familie zu einer Nacht der Aussprachen und Geständnisse zusammenfindet…