Running Scared

Action/Thriller, USA 2006, 122 min

Stellen wir uns einmal für drei Sekunden vor, wir glaubten an den echten amerikanischen Gott, wir führen echte amerikanische Autos oder äßen echte amerikanische Burger, okay? Drei Sekunden nur. Dann besäßen wir auch echte amerikanische Kanonen und hätten also echte amerikanische Probleme. All jenen, die bei dem Gedanken nach drei Sekunden nicht - wie der Titel verspricht - angsterfüllt davonliefen, möchten wir »Running Scared« wärmstens empfehlen. Vorzüglich macht sich auch ein kleiner Hang zu verbrecherischen Nebeneinkünften. Oder eine gut ausgebildete Pädophilie.
Joey Gazelle (Paul Walker) ist ein Mafia-Lakai auf der zweituntersten Stufe, vielleicht noch nicht einmal gut genug, um die Drecksarbeit zu erledigen. Zumindest um sie gut zu erledigen. Statt die “heißen” Kanonen, die bei einer Schießerei mit einer rivalisierenden Mafia-Gang zum Einsatz gekommen und dabei zu Mordwaffen auch an einem Polizisten geworden sind, in den Fluss zu werfen, versteckt er diese im Keller seines Hauses. (Bloß zur Erklärung; ein Mafioso auf der untersten Stufe hätte sie wohl unterm Kopfkissen versteckt, immerhin !) Vielleicht hätten Joeys Sohn Nicky und dessen Freund Oleg (!) die Dinger nicht gefunden, hätten sie unterm Kopfkissen eines infantilen Mafioso gelegen. Nichts für ungut. So jedenfalls ist die stupsnäsige Achtunddreißiger noch zu etwas gut. Der 10jährige Oleg erschießt seinen Stiefvater damit. Nicht einfach so. Nein, Stiefvater war böse und gemeingefährlich. Aber Stiefvater war auch Neffe eines durchgeknallten russischen (!) Banden-Bosses (durchgeknallt, das heißt soviel wie: böse und gemeingefährlich = gut zum Abschießen).
Für Joey Gazelle wird es eine bewegte Nacht und für die Zuschauer sicher auch. Wer will sich schon eingestehen, dass er jetzt weglaufen möchte. Gerade wird es doch spannend, denn der Cop vom Anfang war gar nicht ganz tot. Jetzt ist also ein halbtoter Cop hinter Joey her. Joey ist hinter Oleg und der Onkel vom toten Stiefvater wieder hinter Joey her. Alle zusammen, so scheint es, sind hinter einer stupsnäsigen Achtunddreißiger her. Doch die geht gerade von Hand zu Hand, Hehler, Borger, Dealer, Huren, noch mehr Pädophile, alle wollen diese Kanone gar nicht lange behalten. Komisch, es ist zum Weglaufen. Obwohl alle das Ding umgehend wieder loswerden wollen, hat doch jeder mit der stupsnäsigen Achtunddreißiger noch schnell “was zu erledigen”. Hätten wir uns das am Anfang bloß nicht vorgestellt, von wegen nur drei Sekunden. Pah ! Andererseits hätten wir einen echten amerikanischen Film verpasst. Pah ?
C.Fredo