Shortbus

Drama, USA 2006, 101 min

»Shortbus« ist ein Sexfilm. Es versteht sich von selbst, dass in einem Film über Sex selbiger auch zu sehen sein sollte. Das macht ihn aber noch nicht zu etwas Besonderem, nicht den Film und auch nicht den Sex. Und doch kommt dieser Post-Nine-Eleven-Groß-Stadt-Bush-Porno nicht einfach so aus Versehen in die deutschen Kinos. Ein umtriebiger deutscher Filmverleih hat es nämlich auf das noch unversehrte Publikum abgesehen, um letztlich auch dieses zu schocken. Nach »Hard Candy«, wo Sex nur versprochen und dann nicht gehalten, sondern durch Prügel ersetzt wurde, kommt jetzt also ein echt harter Lutscher für alle Swing-O-Philen Dresdner beiderlei Geschlechts. Rund um den New Yorker Szenetreff „Shortbus“, einen Underground-Fleisch-Tresen, drehen sich die verschiedensten Beziehungsgeschichten.
Eine Sex-Therapeutin namens Sofia hatte noch nie einen Orgasmus, was bloß beweist, dass Psychologen zu allererst immer sich selbst zu heilen versuchen. Zum Beispiel mit Hilfe diverser Kamasutra-Techniken. Doch eine Klimax ist für Sofia noch nicht in Sicht, obwohl Ehemann Rob es ihr derartig besorgt, dass er dabei fast selbst den Verstand verliert. Diesen haben sich die beiden schwulen Jamies schon lange vervögelt. Sie langweilen sich mit den immer gleichen Rollenspielen. Deswegen beschließen sie, eine Therapie zu machen, mittels Oral-Casting-Show. Wer das nicht kennt, soll ruhig weiter Dieter Bohlens Wichsereien anschauen. Apropos Onanie. Sicher wäre es im vorliegenden Fall ganz brauchbar gewesen, wenn sich Regisseur John Cameron Mitchell hätte selbst in den Arsch ficken können und dann statt eines Filmes einen Krankenhausbesuch hätte machen können. Na gut, Schwamm drüber, denn so gibt es im Kino wieder etwas zu lernen. Über die verwegensten Techniken, sich selbst und andere zu befriedigen, oder die abenteuerlichsten Löcher, in die man sein Teil reinstecken kann. Über Pollock und seine Technik zu malen oder die verschiedenen Spielarten des depressiven Sex nach dem elften September. Wer statt dessen lieber zu Hause bleiben will, kann ja mal versuchen, sich kopfstehend oral selbst zu befriedigen, indem er/sie sich in den eigenen Mund spritzt. Aber vergesst nicht, euch dabei zu filmen. C. Fredo