Die Liebe in mir

Drama, USA 2007, 125 min

Zwei vormalige Zimmergenossen treffen sich etliche Jahre nach der Uni-Zeit auf der Straße wieder. Alan Johnson, erfolgreicher Zahnarzt, vollkommen verheiratet und komplett eingerichtet, hat es geschafft, wie man so bei Mittvierzigern gern sagt. Er ist unglücklich, doch er weiß nicht, wonach er suchen soll, um auch als Mittvierziger erfolgreich zu sein. Nicht bloß als Zahnarzt. Dabei ist er eigentlich gar kein Dentist, er zieht den Leuten nur die Zähne. Sonst nichts. Er könnte alles Mögliche sein, er könnte Gitarre spielen, Flugzeuge fliegen oder Charlie Fineman zum Freund haben. Die Liebe dazu hat er in sich. Und Charlie hätte es verdammt nötig, einen Freund zu haben. Einen, der ihn wieder auf die Erde holt, der ihm eine Rollbahn zuweist und der dafür sorgt, dass Charlie endlich die Motoren abstellen kann. Denn Charlie irrt seit Jahren umher, scheinbar ziellos und immer auf der Suche nach einer Ablenkung, offensichtlich ohne festen Wohnsitz, und auf einem Scooter durch die Stadt rollend. Am 11. September 2001 verlor er seine Familie, und seither benutzt er ein Paar riesige Kopfhörer als Schutzschild, lauthalses Adam-Sandler-Meets-Tom-Waits-Brabbeln als Gegengift und seinen Roller als Fluchtfahrzeug, um nur nicht ins Trudeln zu kommen. Keine Frage, dass sich die beiden nach einigen kurzen Missverständnissen gemeinsam auf den Straßen rumtreiben. Der eine kann seine Maschine nicht landen, mit der er schon seit Jahren über den Resten seiner Existenz kreist, und der andere ist überhaupt noch nie geflogen. Charlie zeigt Alan, wie man sich die Nächte in Kinosälen, Plattenläden, Büchereien um die Ohren schlagen kann, immer auf „input“, um bloß keinen Leerlauf im Cockpit zu erzeugen. Denn dann setzt der Autopilot aus und das eigene Gehirn ein. Dann müsste man sich seinen Problemen stellen.
Braucht jemand Botschaften, hier sind sie. Allein bewältigt man keine Trauer, das gelingt besser mit einem Freund. Erfolg macht nicht glücklich, Erfolg macht allenfalls reich. Die Liebe ist innen, bei jedem Menschen. Rauslassen können sie nur wenige. Alan, mit Don Cheadle, als arrivierter, farbiger Mittelklasse-Mittvierziger besetzt, tanzt sicher nicht nachts nackt im Central Park, und Charlie, dem Adam Sandler einen schnodderigen Bob Dylan Habitus verleiht, wird nicht gerade vom feuerspeienden Ritter auf dem Drachenross verfolgt, aber auch diese beiden Männer sind gemeinsam auf der Suche nach dem heiligen Gral. Sie suchen die Liebe an und in sich.
W. Larsen