Karger

Drama, Deutschland 2007, 88 min

„Karger“ - der Name ist Programm. Er ist Stahlarbeiter in Riesa, mächtig maulfaul und hat seine Ehe mit Sabine gerade vor der Scheidungsrichterin beendet. So richtig will er das noch gar nicht wahrhaben, doch als der privaten Einsamkeit auch noch die Kündigung im Betrieb folgt, ist es recht trübe um den Alltag des Mittdreißigers, der nie so recht erwachsen geworden ist, bestellt. Da helfen ihm auch seine Erinnerungen an fröhliche Jugendzeiten mit „Freygang“ und Co. nichts.
So gar nicht „Aufschwung Ost“ sondern schlicht und ergreifend sachliche Realität. Das einst graue, aber zumindest dampfende Riesa, ist zu einem netten, aber verschlafenem Städtchen geworden, in dem auch das schöne neue Kino nicht den Abwanderungstrend zu stoppen vermag. Regisseurin Elke Hauck, selbst in Riesa groß geworden, kam auf einem Klassentreffen die Idee zu diesem Film. Sie realisierte ihn nicht nur vor Ort, sondern auch mit zahlreichen Laiendarstellern ihrer Heimat. Das dabei der sächsische Dialekt eine freundliche Alltäglichkeit gewinnt und nicht, wie in fast allen anderen Filmen jüngerer deutscher Produktion für den Deppen, Bürokraten oder den Ossi im Allgemeinen herhalten muss, ist ein Gleichnis für den Film schlechthin. Elke Hauck erzählt uns keine unterhaltsam konstruierte Gegenwartsgeschichte, die wir wohlwollend aufnehmen, aber unter „das gibt’s nur im Kino“ aufbewahren, sie erzählt uns das Leben pur. Wer dafür die nötige Muse aufbringt, wird trotz aller Kargheit ein anregendes Filmerlebnis genießen.

Buch: Elke Hauck

Regie: Elke Hauck

Darsteller: Jens Klemig, Marion Kuhnt, Anja Dietrich, Nele Boberach, Jana Steinig, Maria Klotzsch, Lutz Beck

Kamera: Patrick Orth

Produktion: Ö-Filmproduktion, MDR, Katrin Schlösser, Frank Löprich, Sandra Wollgast

Bundesstart: 30.08.2007

Start in Dresden: 27.09.2007