Beim ersten Mal

Von Liebe auf den ersten Blick kann hier keine Rede sein, im Gegenteil. Alkohol ist im Spiel, als der schlabberige, aber sympathische Ben auf einer Party seine Zunge, sein Gras und seine Hände nicht im Zaum halten will und die frisch blondierte, affenscharfe Alison, die soeben ein paar Prosecco auf ihre Beförderung gekippt hat, so herzzerreißend und leider so erfolgreich angräbt. Denn am nächsten Morgen stellt sich die Frage nicht nach „Frühstück mit oder ohne Eier?“, sondern nach „Hatten wir Sex? Mit oder ohne Spaß?“ Naja, vielleicht beim nächsten Mal… Oh, genau, und gib mir deine Nummer. Oder sag mir wenigstens deinen Namen. Man kennt das. Der Kater ist größer als die Morgenlatte. Einmal ist keinmal, sagt auch der liebe Pontifex, und freut sich über jeden neuen Erdenbürger. Huch, Alison scheint eine sehr moderne Frau zu sein, sie wird schwanger, gleich beim ersten Mal. Und sie scheint auch eine sehr einsame Frau zu sein, denn sie geht zum Vater statt zum Gynäkologen. Was nach diesem kurzen und ertragreichen Vorspiel folgt, ist eine sehr erwachsene Komödie über das Thema Ehe, Liebe und Kinder. Und warum sollte man es nicht mal von hinten versuchen? Alle Welt verliebt sich, hat Sex und bekommt Kinder. Alison und Ben verlieben sich erst zum Schluss. Sex und Kinder dagegen bleiben in der üblichen Reihenfolge. Was will man machen?
Und während man verwundert dreinschaut, und sich fragt, wo solch praktisch veranlagte Frauen wohnen und leben, legen die beiden Fast-Eltern schon richtig los, gehen gemeinsam Klamotten kaufen und zur Schwangerenberatung, lesen sich dringend benötigtes Eltern-Wissen an, das weder bei einer e-comerce Karrierefrau noch bei einem Berufskiffer vorhanden ist. Die übrige Zeit von nahezu zwei Stunden zielen der kanadische Komiker Seth Rogen und sein ihm in Sachen Fäkalhumor vollkommen ebenbürtiger One-Night-Stand Katherine Heigl auf die Weichteile im Gehirn. Es darf herzhaft und unentwegt gelacht werden. Und alle Sorten Witze kommen der Reihe nach dran, Party-, Sex-, Davor-, Währenddessen- und Danach-, Gynäkologen-, Blondinen-, Drogen-, Kinderkacke-, Hundekacke-, Ehepartner-, Schwiegereltern- und Seitensprungwitze, alle werden zu Ende erzählt und es lohnt sich sitzen zu bleiben. Es ist wie beim ersten Mal, man glaubt, man käme so davon. Aber wer sich ohne Kondom ins Kino setzt, muss sich danach nicht wundern, wenn einem der Bauch vor Lachen schwillt.
W. Larsen
alpa kino