Aprilé

Drama/Dokumentation, Italien/Frankreich 1998, 78 min

Am 28.3.1994 saß Nanni Moretti empört vor dem Fernseher. Berlusconi feierte seinen Wahlsieg und Moretti zündete sich aus Zorn einen dicken Joint an (zum ersten mal in seinem Leben). Ein Jahr später hat sich der Ärger über die Rechten verflüchtigt und Moretti plant die Verfilmung eines Musicals über einen trotzkistischen Bäcker. Doch erneut kommt alles anders, seine Frau überrascht ihn mit der Mitteilung, dass sie schwanger sei. Für Moretti Grund das Musical zu vertagen und einen völlig neuen Lebenabschnitt zu beginnen. So wird der Frühling 1996 zu einem besonderen Ereigniss - Geburt des Sohnes und Sieg der italinischen Linken (die jedoch durch die Realität getrübt wird und mit schwarzem Humor werden die Genossen bedacht). Der Film endet mit Morettis Entschluß nun doch das Musicals über den trotzkistischen Bäcker zu drehen. Was etwas verrückt klingt, vermag der Film durch seinen autobiografischen, dokumentarischen Charakter mit einer Reihe hervorragender und eindringlicher Bilder in bezaubernder Leichtigkeit zu erzählen. Ein perfekt zu nennendes Gleichgewicht zwischen Gesellschaftskritik, Emotion und Essay. Mediterane Lebenslust mischt sich mit einer guten Portion Selbstironi zu einem besonderen Filmerlebnis.