Young@Heart

Dokumentation, USA 2007, 107 min

Vermutlich hat sich jeder mal gefragt, zu welcher Musik seine eigenen Eltern ausgeflippt und rumgesprungen sind. Oder wie es sich wohl anfühlen würde, wenn das Publikum bei einem Rolling Stones Konzert, sagen wir mal; nur 10 Jahre älter wäre als die Musiker selbst, aber aus voller Kehle „I can't get no satisfaction“ grölen würde. Mit Sicherheit eine seltsame Vorstellung, aber nicht undenkbar. Schließlich gibt es etliche Menschen, die schon im Jahre 1966 bei einem James Brown Konzert „I feel good“ johlten, in den Siebzigern vokale Zungengymnastik betrieben mit dem grandiosen „Yes we can can“ von Allen Toussaint oder 1982 die passende Antwort parat hatten auf die Frage von The Clash „Should I stay or should I go“. Vor der Kamera versammelt hat sich hier der Young@Heart Chor aus Northampton, eine Gruppe rüstiger Rentner, in der das jüngste Chormitglied zweiundsiebzig Lenze zählt. Angeführt und unter Feuer gesetzt von dem Jungspund Bob Cilman (52), rocken sie quer durch vierzig Jahre Musikgeschichte und beweisen dabei ein erstaunliches Potential, jedes Publikum von den Sitzen zu reißen. Auch wenn sie bei den Proben zwischen einzelnen Strophen immer mal einnicken, sich die Ohren zuhalten, wenn sie zum ersten Mal Sonic Youth's „Schizophrenia“ vorgespielt bekommen und nicht wissen, wo oben oder unten bei einer CD ist, sie sprühen vor Energie, sobald sie auf der Bühne stehen. Es scheint, als wäre die Punkmusik nur für sie erfunden worden, denn „I wanna be sedated“ von den Ramones besitzt vermutlich zum ersten Mal überhaupt diese Wahrhaftigkeit. Wer sonst als eine Gruppe ergrauter Rentner könnte wohl diesen Text so glaubhaft vermitteln? Oder so herzzerreißend Bob Dylans visionäre Verse aus „Forever young“ vortragen: „May your hands always be busy, may your feet always be swift, … may your heart always be joyful, may your song always be sung, … and may you stay forever young“?

Regie: Stephen Walker

Kamera: Eddie Marritz

Produktion: Working Title Films, Stephen Walker, Sally George

Bundesstart: 02.10.2008

Start in Dresden: 09.10.2008

FSK: ab 6 Jahren