Beeswax

Komödie/Drama, USA 2009, 100 min

Man nennt es Leben. Tagein, Taugaus wächst das Gebilde. Wabe für Wabe. Darin sammelt sich ein wenig Nektar und reichlich Dreck. Geschichten, die, würden sie aufgeschrieben, kaum Anlass böten zu großartigen Gefühlsausbrüchen. Die, kaum dass die Tinte getrocknet ist, schon wieder verblassen. Eine davon geht so: Jeanne sitzt im Rollstuhl und kurvt mit sicherer Hand durch ihren Secondhand-Klamottenladen, stellt ohne viel Federlesens eine Aushilfe ein, trifft mit klaren Absichten einen Exfreund Namens Merrill, ringt verwirrt um die richtigen Worte, den Zoff mit ihrer Geschäftspartnerin Amanda zu beschreiben, und holt sich dringend Rat bei einer Anwältin. Von Amandas diffusen Andeutungen, den Laden betreffend, ist sie ziemlich genervt. Und vom Rest? Der ist okay, aber gut laufen die Dinge deswegen nicht. Wenn sie Merrill am nächsten Morgen erklärt, dass sie auf keinen Fall ihre Beziehung aufwärmen, sondern einfach etwas Sex haben wollte, bereitet das nur ihm Unbehagen. Jeanne kommt klar. Kaum ist Merrill raus aus Jeannes Schlafzimmer, muss er sich noch mal derselben Anziehungskraft erwehren, diesmal aber von Jeannes Schwester. Lauren und Jeanne sind Zwillinge und dass die eine ziellos umher hüpft, während die andere sehr genau weiß, wo sie überall nicht hinkommt mit ihrem Rollstuhl, erzeugt eine gewisse flüchtige und sehr schöne Spannung. Eine kaum greifbare familiäre Gravitation. Als zögen Gesprächsfetzen und Zigarettenrauch gemeinsam zum Fenster hinaus. An dieser Stelle gehört erwähnt, dass in Übersee ein gehöriges Fanpotential den Mumblecore-Slacker-Kult mitträgt und dass Regisseur Bujalski in dieser Szene ein gutes Händchen hat. Er liefert Chiffren für alle gängigen Sprachcodes. Und gesprochen wird. Die Codes erschöpfen sich in gemurmelten Halbwörtern, die man überall anheften kann wie kleine, gelbe Zettel. Irgendwann fallen sie zu Boden. Unspektakulär im Rückblick. Wie Jeannes tägliche Versuche, ihr kleines Geschäft am Leben und ihr Leben am Rollen zu halten. Aber bezaubernd wieder im Moment. Wenn man feststellt, dass auch die eigene Lebensgeschichte mit genau dieser unsichtbaren Geheimtinte geschrieben wird.