Up in the Air

Drama/Komödie, USA 2009, 110 min

Um es für Wessis vorweg verständlich zu machen, ein Vielflieger ist kein Flugzeug, was viel fliegt sondern eine Person, die sehr oft mit dem Flugzeug unterwegs ist. Ryan Bingham (George Clooney) ist solch eine und möchte unbedingt noch die 10.000.000-Meilen-Marke durchbrechen, was vor ihm bisher nur sieben Menschen geschafft haben. Genau genommen ist Ryan 322 Tage im Jahr unterwegs und das stets mit dem Flugzeug. Seine Aufgabe besteht im Wesentlichen darin, in verschiedensten Firmen des Landes Mitarbeiter professionell zu feuern, falls deren Chefs nicht das nötige Kreuz dazu aufbringen. Und Ryan Bingham ist gut in dem, was er tut. Very cool, aber doch charmant und einfühlsam vermittelt er den Geschassten die Freuden der Abfindung bzw. der großen Chance für einen völligen und großartigen Neubeginn. Seine Familie sind die Angestellten der Airlines und die der abendlichen Quartiere. Sein Zuhause ist das Flugzeug und die Einheitsdesigns der Hotels. Seine Unabhängigkeit geht ihm über alles. Doch sein ihm so lieb gewordenes rastloses Leben scheint jäh gefährdet zu sein, als die junge Harvard-Absolventin Natalie (Anna Kendrick) Ryans Chef davon überzeugen will, dass man seinen Job auch kostengünstiger über eine Internetvideokonferenz abwickeln könnte. Aber wohin mit einem Mann ohne Zuhause? Und da lernt Ryan auch noch die Geschäftsfrau Alex kennen, und seine klar definierte Welt scheint aus allen Fugen zu geraten, denn offensichtlich gibt es noch andere Werte als Unabhängigkeit und Vielfliegerbonuspunkte.
Regisseur Jason Reitman, dem ich für sein wunderbar entlarvendes Werk »Thank You for Smoking« noch nachträglich danken möchte, bringt hier ein glänzendes Stück Kinokunst auf die Leinwand und einen Film, der endlich mal wieder etwas Neues zum Inhalt hat. Dazu ein wie stets hervorragend aufgelegter George Clooney, dessen Wandlungsfähigkeit zwischen charmant coolem Womanizer und großartigem Trottel (»Burn After Reading«) immer wieder bemerkenswert ist. Endlich mal ein Film ohne Geballere und Welt retten. Danke Herr Reitman.
Ray van Zeschau (pensionierter Reitersmann mit Aviophobie)