Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute

Dokumentation, Schweiz 2009, 85 min

Anthroposophie - von Rudolf Steiner vor über 100 Jahren entwickelt, heute in Praxisfeldern wie Pädagogik, Medizin, Landwirtschaft und Kunst weltweit wirksam. Ist sie ein weltfremder, esoterischer Schulungsweg, eine fundamentalistische Weltanschauung oder gar eine radikale Alternative zum Mainstream des Kapitalismus?
Der Film zeigt auf einer Reise durch Ägypten, Deutschland und die Schweiz Menschen, die als Anthroposophen tätig sind oder diese umstrittene Bewegung, die ihnen einst Heimat war, hinter sich gelassen haben. Es ist die Geschichte einer Ambivalenz zwischen Faszination und Ablehnung eines schillernden Universums.
Es war vor 3 Jahren, im Sommer 2006. Mein Film »Zum Abschied Mozart«, der ein Chorprojekt an der Steinerschule Wetzikon dokumentiert, war in den Kinos der Schweiz recht erfolgreich angelaufen. In dieser Zeit, als es darum ging, die alte Geschichte loszulassen und neue Inhalte zu suchen, tauchte in mir eine Filmidee auf: Warum nicht direkt in die Höhle des Löwen vordringen und einen Film über Anthroposophie drehen? Den Versuch wagen, eine Weltanschauung, ein Gedankengebäude, eine Philosophie zu dokumentieren. Keine einfache Sache (…) Es sind vor allem drei Punkte, die im Vordergrund stehen: Mich interessieren die praktischen Antworten der biodynamischen Landwirtschaft und der anthroposophischen Medizin auf ökologische und ethische Herausforderungen der Gegenwart. Mich fasziniert der Umgang mit Geld: Die LehrerInnen der Steinerschule beziehen als Lohn soviel sie brauchen, die Eltern zahlen als Schulgeld so viel sie können. Ein scheinbar utopisches Modell, das doch seit vielen Jahren funktioniert. (…) Doch ich habe auch kritische Fragen: Kann ein Mensch (Rudolf Steiner) in praktisch allen Lebensgebieten allgemein gültige Erkenntnisse entwickeln, ohne als Guru missbraucht zu werden? Beruht Anthroposophie, wie sie selbst behauptet, wirklich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, oder ist sie nicht doch eine Art Religion? Wird ein Gedankengebäude, das den Anspruch hat, auf eine Frage nur eine gültige Antwort zu geben, in seiner Grundstruktur nicht dogmatisch und sektiererisch? So war meine Ambivalenz zwischen Bewunderung und Ablehnung dieses Universums die Triebkraft zur Entstehung des Filmes. Eines war mir von Beginn weg klar: Der Film sollte kritisch, aber fair mit einer Bewegung umgehen, die immer wieder Anlass zu heftigen Kontroversen gibt. Ich wollte Menschen, nicht Projekte darstellen, hatte nicht die Absicht einer umfassenden Dokumentation der anthroposophischen Bewegung. Es entstanden Streiflichter auf Menschen, die ich für kurze Zeit mit der Kamera begleiten durfte. Dreharbeiten und Montage waren eine Gratwanderung zwischen Polemik und Hofberichterstattung. Mein Film kann und will keine definitiven Antworten geben. Ich hoffe aber, dem Publikum damit die eigene Annäherung an das kontroverse Thema zu ermöglichen. Christian Labhart, November 2009

Buch: Christian Labhart

Regie: Christian Labhart

Kamera: Otmar Schmid, Guido Noth

Musik: Mich Gerber

Bundesstart: 04.03.2010

Start in Dresden: 04.03.2010

FSK: ab 6 Jahren