Die Fremde

Drama, Deutschland 2009, 123 min

Man fragt sich, was eine junge Frau von 25 Jahren Schreckliches getan haben kann, dass sie von ihrem Vater verstoßen und verleugnet, von ihrer Mutter behandelt wird wie eine Fremde, von ihrem Ehemann gehasst und von ihren eigenen Brüdern mit dem Tode bedroht wird. Die junge Umay (Sibel Kekilli) hat sich und ihren siebenjährigen Sohn Cem in Sicherheit gebracht. Sie ist geflohen aus Istanbul nach Berlin. Vor Kemal, ihrem gewalttätigen Ehemann, der nicht nur seine Frau um seiner Lust Willen misshandelt, sondern auch seinen Sohn Cem regelmäßig verprügelt, um sein Ego zu befriedigen. In Berlin angekommen, glaubt Umay, bei ihren Eltern Zuflucht und auch Verständnis zu finden. Sie will studieren oder wenigstens Arbeit finden und mit ein wenig Glück auch einen neuen Partner. Wie den Hilfskoch Stipe (Florian Lukas) vielleicht, welcher beiden, Mutter und Sohn, gut tut mit seiner fröhlichen und ehrlichen Art. Aber Umay erntet nur Spott für den Traum vom selbstbestimmten Leben und Schelte für die Untreue als Ehefrau. Schlimmer noch, als Hure wird sie beschimpft und mit dem Vorwurf konfrontiert, sie habe die Ehre der Familie zerstört. Ja, die Familie selbst! Umay und ihrem Jungen bleiben nur eine erneute Flucht ins Frauenhaus. Als Kemal aus Instanbul eintrifft, um seinen Sohn zurück zu holen, bleibt Umay nur ein Ausweg. Wann auch immer man von solchen Schicksalen aus Zeitung und Nachrichten erfährt, fragt man sich unwillkürlich und versucht zu begreifen, wieso eigenständiges Handeln und die Sehnsucht nach Obhut eine Familie mit solcher Schande besudeln können, dass allein der Tod vermag, diesen Schmutz fort zu waschen und die gekränkte, männliche Ehre wiederherzustellen.