Angèle und Tony

Drama, Frankreich 2010, 87 min

Dies ist die Liebesgeschichte zwischen dem Fischer Tony und der Stadtbewohnerin Angèle. Angèle ist eine schlanke Frau um die Dreißig. Der Großstadttyp: Jeans, Lederjacke, etwas nervös, ziemlich wenig entgegenkommend. Es ist zunächst unklar, warum so eine wie Angèle sich ausgerechnet mit einem soliden normannischen Fischer wie Tony auf eine Kontaktanzeige verabreden sollte oder warum sie ihn erst anschnauzt, ihm dann aber nach Hause folgt und sich bei ihm und seiner Mutter einnistet. Verständlicher ist da schon, dass Tony zwar misstrauisch bleibt, aber das Spiel dennoch erst mal mitspielt und abwartet, wohin Angèle eigentlich will. Nach und nach wird zumindest für die Zuschauer deutlich, worum es Angèle in Wirklichkeit geht: Um das Sorgerecht für ihren Sohn zurückzubekommen, muss sie einen Arbeitsplatz, einen Wohnsitz und möglichst auch noch eine feste Beziehung vorweisen. Am besten wäre eine Hochzeit. Tony, sein Bruder Ryan, seine Mutter und die Arbeit auf dem Fischmarkt sind dabei nur Mittel zum Zweck. Bausteine in einer Fassade aus Solidität.
Mit viel Sympathie für den rauen französischen Norden und seine spröden Bewohner schildert »Angèle et Tony«, wie aus dieser Fassade unmerklich und unbeabsichtigt Wirklichkeit wird und aus vorgetäuschten Beziehungen echte.
»Angèle und Tony« erzählt von einem Leben im Rhythmus des Meeres jenseits von Seefahrerromantik: von frühem Aufstehen und windigen Zigarettenpausen, von Protesten gegen die Fangquoten. Solidarität ist wichtig, die Arbeit ist hart, für neurotische Macken bleibt wenig Zeit.
»Angèle und Tony« ist ein Film, der ohne falsche Töne und Beschönigungen auskommt, ohne Sonnenuntergänge und laute Versöhnungen. Stattdessen gelingen Alix Delaporte und ihrem beeindruckenden Ensemble das Kunststück, von Heilung, Liebe und Freundschaft zu erzählen, ohne zu lügen. Manche Knoten - so versichert der Film glaubhaft - lösen sich mit Zeit und Ruhe.
Aus der verkorksten Ausgangssituation entwickelt Alix Delaporte eine mal wirklich herzerwärmende Liebesgeschichte. Unsentimental und lebensnah erzählt sie von Misstrauen und seiner Überwindung und vom Leben im Rhythmus des Meeres.

Buch: Alix Delaporte

Regie: Alix Delaporte

Darsteller: Clotilde Hesme, Grégory Gadebois, Evelyne Didi, Jérôme Huguet, Antoine Couleau, Patrick Descamps, Corine Marienneau, Lola Dueñas, Patrick Ligardes

Kamera: Claire Mathon

Musik: Mathieu Maestracci

Produktion: Hélène Cases

Bundesstart: 04.08.2011

Start in Dresden: 04.08.2011

FSK: ab 6 Jahren