Der Fall Chodorkowski

Dokumentation, Deutschland 2010, 116 min

Das Leben schreibt die besten Drehbücher. Dieser Satz erhält im Falle Chodorkowski eine völlig neue Dimension. Seit nunmehr sieben Jahren sitzt Chodorkowski im sibirischen Straflager, Gnadengesuche werden abgelehnt, die westliche Öffentlichkeit ist entsetzt, die russische scheint desinteressiert. Ein Blick auch in ein Land, das anders ist.
Cyril Tuschi bietet mit seiner Doku einen interessanten Einblick in das Leben des Michail Borissowitsch Chodorkowski. Es geht um den Aufstieg und Fall eines ungewöhnlichen Menschen in einer einzigartigen Zeit. Aus dem Chemiestudenten jüdischer Herkunft, dem Komsomolaktivisten und ersten Gründer einer russischen Privatbank wird schnell ein einflussreicher Banker und Geschäftsmann, der von Gorbatschow und Jelzin protegiert wird. Chodorkowski übernimmt die Mineralölfirma Yukos, die er nach westlichem Vorbild führt. Dabei wird er immer reicher und mächtiger. Er gründet Stiftungen wie „Offenes Russland“ und unterstützt die politische Opposition.
Nach einigen Warnungen und Einschüchterungsmanövern lässt der Staat Michail Chodorkowski wegen Korruption und Steuerhinterziehung verhaften und verurteilen. Bis voraussichtlich 2016 sitzt er noch in Haft.
Die vielen Feinheiten des Falls und eindeutige Antworten kann auch Tuschi nicht liefern. Zu komplex ist der Vorgang und nicht mit Schwarz-Weiß-Schablonen zu erfassen. Chodorkowski ist nicht durch gemeinnützige Aktivitäten zu einem der reichsten Männer des neuen Russland geworden, das Mitleid seiner Landsleute hält sich dadurch in Grenzen. Doch irgendwann ist etwas mit ihm passiert, das ihn und sein Verhältnis zu den russischen Mächten anders werden ließ als bei seinen Kollegen.
Gegen Ende des Films zeigt Tuschi ein kurzes Gespräch mit dem Angeklagten, getrennt durch einen Glaskäfig, umgeben von zahlreichen Sicherheitsbeamten. Da wird etwas von dieser Persönlichkeit erahnbar.

Buch: Cyril Tuschi

Regie: Cyril Tuschi

Kamera: Eugen Schlegel, Peter Dörfler, Franz Koch, Cyril Tuschi

Produktion: LaLa Films, BR, Cyril Tuschi, Simone Baumann, Claudia Gatzke, Jelena Durden-Smith, Thomas Schmidt

Bundesstart: 17.11.2011

Start in Dresden: 17.11.2011

FSK: ab 12 Jahren