The Artist

Drama, Frankreich 2011, 100 min

Diese schwarz-weiße Perle vom Hals einer Stummfilm-Diva entstammt eigentlich einem furiosen Liebesbrief, welchen »OS-117«-Regisseur Michel Hazanavicius kürzlich auf Leinwand schrieb. Mit nichts als seinem Herzblut. Gerade jetzt, wo das Kino dreidimensional unter quietschbunten Bildern und lauthalsem Getöse zu Grabe getragen, ach was, geworfen wird, bringt es ein glühender Verehrer amerikanischer Filmkunst fertig, diese Ode zu montieren, in s/w und, selbstredend, als Stummfilm, in dessen Verlauf sich zwei recht unterschiedliche Akteure begegnen. Der umjubelte Leinwandstar George Valentin, eine makellose Mischung aus Douglas Fairbanks, Gene Kelly und Rudolfo Valantino, seinerseits gesegnet mit flinkem Fuß und einem betörenden Menjoubärtchen, wird angerempelt von dem mäßig begabten Dancegirl Peppy Miller. Noch ist die Welt heil, noch sind die Filme stumm, und George Valentin liegen die Frauen zu Füßen. Aber die Invasion der Talkies naht, und mit ihr werden alle Arten geschwätziger Zeitgenossen in die Studios gespült. Die kleine Tänzerin rempelt erneut an mit Valentin, ihr charmant gesteppter Flirt bleibt nicht ohne Folgen und bald stehen sie gemeinsam vor der Kamera, doch vor den Talkies weicht Valentin erschrocken zurück. Mit jedem Wort, das es zu sprechen gilt, sinkt sein Stern. Peppy stürzt sich kopfüber in das neue Abenteuer und wird über Nacht zum Star. Anhand etlicher erlesener Zitate der Filmgeschichte werden Aufstieg und Fall illustriert. Ganz behutsam verwebt Regisseur Hazanavicius den Look der Goldenen Zwanziger und Fröhlichen Dreißiger mit den technischen Raffinessen dieser Zeit und erschafft aufwändig erarbeitete Tableaus, die für sich sprechen. Es zahlt sich dabei aus, wenn man ein paar Filme mehr gesehen hat als »A Star Is Born«, »Sunset Boulevard« oder »Vertigo«.
alpa kino