Submarine

Komödie, Großbritannien/USA 2010, 97 min

Oliver Tate lebt in Wales, er hat eine seltsame Frisur und jede Menge eigentümliche Eigenschaften: Er kontrolliert anhand des Schlafzimmerlichtes das Beischlafverhalten seiner Eltern und stellt sich vor, es würde ein Film über sein Leben gedreht. Daher erläutert seine Stimme aus dem Off dem Publikum Olivers Sicht auf die Dinge. Da Oliver auch noch in der Pubertät ist, ist diese Sicht ziemlich eigenwillig.
Amüsiert schaut man zu, wie sich Oliver um Individualität und seine Mitschülerin Jordana bemüht. Seine Mutter glaubt offenbar, er habe psychische Probleme, zumindest hat er keine Freunde. Als Oliver bei ihr einen Ratgeber zum Thema findet, eignet er sich einige der beschriebenen Störungen an, um sie zu beunruhigen. Das Vorhandensein einer Freundin - es hat tatsächlich geklappt mit Jordana, wenn auch auf Umwegen - lässt mütterliche Sorgen jedoch verblassen und der Vater vermacht Oliver eine Kassette mit Liedern zu Liebe und Herzschmerz aus seiner Jugend. Tatsächlich ist es um die Familie aus anderen Gründen nicht gut bestellt: Der Vater ist seit Jahren depressiv, die Mutter entdeckt gerade ihre Jugendliebe wieder, einen esoterischen Freak aus der Nachbarschaft. In einer sehr kindlichen Reaktion („Ich will meine Familie zurück! Ich will keine Änderungen.“) ersinnt Oliver einen Plan. Wer aber schon zuvor nicht immer alle Feinheiten der Erwachsenen-Welt verstand, kann mit einem solchen Plan nur grandios scheitern.
Der Film überzeugt neben den gelungenen Bilder durch seine weitgehend unbekannten Darsteller und seinen Soundtrack (vom Frontmann der Arctic Monkeys). Craig Roberts als Oliver ist herrlich spleenig mit seiner Pilzkopffrisur und seinen oft sehr abseitigen Einschätzungen. Er schaut sich selbst aufmerksam beim Suchen einer Identität zu („Ich hab mal versucht Pfeife zu rauchen, sogar eine kurze Hutphase hatte ich“) und kann gleichzeitig extrovertiert und verliebt sein, filmisch illustriert durch explodierendes Feuerwerk und brennende Wunderkerzen in Super8-Optik, dazu französische Schnulzenmusik. Die hatte Oliver mal zur Identitätsfindung gehört, aber auch das hielt nicht lange…
Petra Wille