Nachtgestalten

Drama/Komödie, Deutschland 1999, 104 min

Der Papst kommt nach Berlin, und die Nacht seines Aufenthaltes in der Hauptstadt beschert einigen ihrer Bewohner statt himmlischer Erbauung eine Kette von Missgeschicken und Schicksalsschlägen. Eine wahrhaft skurrile Ausgangssituation. Liebevoll beobachtet Regisseur Andreas Dresen in seinem schon vor dem Start mit Preisen geehrten Kinodebüt Nachtgestalten, um Reiche und Arme, Penner und Polizisten, Straßenkids und Taxifahrer auf ihrer nächtlichen Suche nach dem persönlichen kleinen Glück. Zum Teil amüsant, zum Teil erschütternd - erleben seine „kleinen“ Helden ihre Odyssee durch das Labyrinth der Großstadt: Die obdachlose Hanna (Meriam Abbas) und ihr Freund Viktor (Dominique Horwitz), beide gezeichnet von Schicksalsschlägen, die mit einem gefundenen Hunderter ihren Traum von einer Nacht in einem Hotel mit Bett und Badewanne verwirklichen wollen… Im Fernsehen redet der Papst. Bauernsohn Jochen (Oliver Bäßler), der, aus der tiefsten Provinz kommend, das Nachtleben ergründen will und auf der Suche nach käuflicher Liebe bei der drogenabhängigen Patty (Susanne Bormann) auf dem Straßenstrich landet… Im Fernsehen redet der Papst. Hendrik Peschke (Michael Gwisdek), Angestellter mit Stress und Krawatte, der auf dem Flughafen auf eine Geschäftspartnerin wartet, als er plötzlich seine Brieftasche vermisst. Täter kann für ihn nur der kleine „Negerbengel“ sein, der gerade noch neben ihm saß. Seine Brieftasche taucht jedoch am Imbissstand wieder auf. Vom schlechten Gewissen der Verdächtigung gepackt, entwickelt Peschke ungeahnte Fähigkeiten. Er wird den kleinen Racker aus Afrika, der immer noch auf seine Abholung wartet, zu Hause abliefern - zähneknirschend und grummelnd…
Nachtgestalten - eine Handvoll Geschichten, die sich schneiden, kreuzen und verwoben sind. In kurzen Sequenzen erzählt, fügt sie Andreas Dresen nahtlos zu einem Ganzen zusammen. Unterstützt durch hervorragende Schauspielerleistungen gelingt es ihm, tief empfundene Menschlichkeit auf den Zuschauer zu übertragen und unterhaltsam ein Stück brisanter, gesellschaftlicher Realität auf die deutschen Leinwände zu projizieren.