Doppelleben

Dokumentation, Deutschland 2011, 83 min

Angela Merkel ist aus Lübeck, Angela die Zweite aus dem Schwäbischen und Bill Clinton sächselt - so ist das mit Doppelgängern, sie erreichen das Original eben nicht in allen Belangen. Was ist das Faszinierende an Menschen, die wie andere aussehen? Für Passanten oder ahnungslose Gäste einer Veranstaltung verheißt das vermeintliche Zusammentreffen mit einem Prominenten einen Glücksmoment und das Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben. Für die dreifache Mutter Susanne Knoll war es auf einem Polterabend ein ziemlicher Schock, den Grund für das Angestarrtwerden zu erfahren: Sie sehe eben aus wie die CDU-Vorsitzende (Merkel war damals noch nicht Kanzlerin). Da hat eine Frau auch schon schönere Komplimente bekommen. Aber Knoll ergreift ihre Chance und krempelt ihr Leben um, das hatte sie ohnehin vor, kannte aber die Richtung noch nicht. Die Richtung heißt nun staatsmännisch schreiten, klug reden und vor allem die unverwechselbare Art von Angie zu imitieren. Wodurch so etwas gelernt werden kann, zeigt der Film, aber auch, was es mit den Menschen macht: mehr Selbstbewusstsein, mehr Mut („was kann schon passieren“), aber auch Konkurrenzdenken. Wie absurd, wenn zwei Doppelgänger derselben realen Person befürchten, sich die Aufträge gegenseitig wegzuschnappen.
Einiges in dem Film von Regisseur Douglas Wolfsperger (»Bellaria«, »Der entsorgte Vater«) ist so, wie man es erwartet, doch es gibt auch Überraschungen. Zum Beispiel, wenn Lothar Wunderlich an Bill Clinton schreibt, oder Susanne Knoll Udo Lindenberg trifft.
Nun wüsste man eigentlich noch ganz gern, was Frau Merkel selbst über ihre Doppelgängerinnen denkt!
Petra Wille
Petra Wille