Cosmopolis

Drama/Thriller, Frankreich/Kanada/Portugal/Italien 2012, 113 min

Man sagt ja von David Cronenberg, dass er ein Ding an der Dattel hätte, eins an der Glocke, nicht mehr alle Nadeln an der Tanne und Kanada hat ja viele davon, aber Fakt ist, dass Cronenberg einfach nur anders ist als die anderen Kinder. Wo Regiekollegen einen Horrorfilm mit viel smlash, spratz und gnetsch drehen, setzt er noch eine seltsam geistige Ebene obendrauf, die so in etwa den Eindruck vermittelt, eine zu dicke Tüte Super Skunk geraucht zu haben. Eine zum Teil beängstigende Unlogik. Aber was ist schon logisch? Dass ich früh um Acht aufstehe, diesen Text zu schreiben, obwohl ich mal wieder zum Friseur müsste? Der 28-jährige Eric Packer (Robert Pattinson) ist Lackaffe + Multimillionär und muss auch mal zum Friseur, aber nicht wie ich zu meiner Frau Bedrich in die Friedrichstadt, sondern in New York. Dass der Verkehr in dieser Stadt nicht der flüssigste ist, ist hinlänglich bekannt, hat aber andere Gründe als in Dresden, wo alle auf der Königsbrücker nur auf dem Guten fahren wollen. Erschwerend kommt für Packer noch hinzu, dass sich gerade der Präsident in der Stadt befindet und somit ein paar Globalisierungsgegner auf den Plan ruft, die ebenfalls noch bisschen die Straßen verstopfen. Das Ganze ist natürlich in einer weißen Stretch-Limousine mit allen Schnüchtibüschti besser zu ertragen als November 89 in einem weißen Trabi auf dem Kuhdamm, als plötzlich unsere Welt eine andere war. Um Packers überdimensioniertem Kraftwagen herum scheint sich auch etwas zu verändern, welches offensichtlich den Niedergang des Kapitalismus darstellen soll oder zumindest das, wovon einige unsäglich albern meinen, dass es stattfinden könne. Na ja, zumindest ficht es unseren Protagonisten in seinem blechernen hermetisch abgeriegelten Kokon auf vier Rädern erst einmal nicht an, was außerhalb so alles passiert. Man kann sich schließlich nicht um jeden Hulli kümmern. Als er Stunden später endlich seinen Haarschnitt verpasst bekommen hat, droht seine wohl abgeschirmte Welt dann doch noch aus den Fugen zu geraten, was ich von Meister Cronenberg auch nicht anders erwartet hätte. Da gibt es ein paar verstörende Momente, und von der Schusswaffe wird auch Gebrauch gemacht. Was alles sagt uns das? Genau, eine bessere Welt wird es nicht geben! Das ist mir erst kürzlich in der Neustadt klar geworden, als ein junger Fahrradfahrer, der sich regelwidrig entgegen der Einbahnstraße Martin-Luther-Straße bewegte, einer entgegenkommenden Autofahrerin keinen Platz machte und sie stattdessen mit den Worten anblaffte: Ääeejiii du blöde Kuhhh!!! Bisdu ni reene? Typischh Frauen!!!
Ray van Zeschau (ohne Kommentar)