I, Anna

Thriller/Drama, Großbritannien/Deutschland/Frankreich 2011, 91 min

Oma Anna (Charlotte Rampling), eine noch immer schöne Frau, ist trotz des engen familiären Zusammenhalts mit Tochter und Enkelin einsam. Bei einem Speed Dating-Versuch lernt die stilvolle, Trenchcoat tragende Fünfzigerin den attraktiven George Stone kennen. Die beiden verlieren keine Zeit, doch kurze Zeit später ist der Mann tot. Chef-Inspektor Bernie Reid (Gabriel Byrne) ermittelt, ist allerdings weniger am Fall selbst als an der geheimnisvollen Anna interessiert und nimmt aus sehr privaten Gründen Witterung auf. Bald wird klar, dass die attraktive Dame mit seinem Fall mehr zu tun hat, als für eine Liebesgeschichte zwischen den beiden gut ist. Jede Menge Verdrängung findet statt.
Regisseur Barnaby Southcombe legt in vielen raffiniert ausgelegten Erzählsträngen Spuren, die tief in die Vergangenheit seiner Figuren führen und auf eine nahezu unerträgliche Wahrheit hinauslaufen. Vor allem aber nutzt er Elsa Lewins Romanvorlage, um seine Mutter Charlotte wirkungsvoll in Szene zu setzen. Byrne und Rampling sind denn auch ein außergewöhnlich stimmiges Liebespaar mit extrem hohem Melancholiefaktor. Die Kulisse verstärkt den Thrill des Psychodramas. Selten sah London so unwirtlich aus, so leblos. Eine Stadt als Gefängnis, alle Wege fremdbestimmt. Kameramann Ben Smithard beschwört eisige Bilder, vor deren Hintergrund Liebe unmöglich ist. Charlotte Rampling verleiht der Story einen zwiespältigen Glanz, an dessen Rändern der Schmutz lauert. So sind sie eben, die stillen Wasser - tief und dreckig.
Grit Dora