Puppe, Icke & der Dicke

Drama, Deutschland 2011, 90 min

„That's my car. We speak only German and bad English“. Einladend ist das nicht gerade, was Bomber (Tobi B.) da mitteilt. Bomber ist auf einer Kurierfahrt von Paris nach Berlin, und die blinde Europe (Stephanie Capetanides) will ebenso mitfahren wie der dicke Bruno (Matthias Scheuring). Die drei haben sehr unterschiedliche Erwartungen an ihr Ziel, was natürlich für Verstimmungen sorgt. Bomber fährt zum letzten Mal für seinen Arbeitgeber, er ist genervt. Europe ist schwanger und hofft, in Berlin den Kindesvater wieder zu finden. Mehr als den Namen Matthias weiß sie zwar nicht von ihm, ist aber grenzenlos optimistisch. Was „der Dicke“ in Berlin will, weiß niemand, denn Bruno spricht nicht.
„strangenough pictures“ präsentiert - wer sich für schräge Kurzfilme interessiert, dem ist der Name dieser Produktionsfirma oder des Filmemachers Felix Steinz schon einmal begegnet. Seit Jahren macht Felix mit einem Kreis von Enthusiasten kurze Filme und berichtet über sich, an Filmhochschulen „glücklicherweise nie angenommen“ worden zu sein. »Antje und wir«, »Betty B. & The The's« oder »Nenn mich einfach Tobi B.« sind so wunderbar lustige wie unterschiedliche Werke, die auf jeweils vielen Festivals zu sehen waren und eine Reihe von Preisen abräumten. Nun hat Felix seinen ersten Langfilm gemacht. Das Tolle an dem ist, dass er die seltsamen Figuren und den merkwürdigen Humor der Kurzen beibehält und auf die gesamte Zeit der 90 Minuten eine stimmige Dramaturgie mit viel Humor und ausreichend Wendungen erzielt.
In diesem Roadmovie überrascht er in jeder Szene mit skurrilen Situationen, abseitigen Dialogen und teils witzig-abscheulicher, meist aber hinreißender Musik. Zusammen mit seinen bis in die Nebenfiguren und Hintergrundmusiker grandios besetzten Darstellerinnen und Darstellern ergibt das eine gelungene Dynamik. Natürlich entdecken die Mitglieder der eher unfreiwillig zusammengewürfelten Reisegruppe ein Herz füreinander und können hinter Großmaul, Schweigsamkeit oder ungebremster Unternehmungslust die positiven Seiten der jeweils anderen Person sehen. Irgendwann kommen sie irgendwie tatsächlich in Berlin an und machen sich auf die Suche nach dem ominösen Matthias. Bis dahin sind jede Menge absonderlicher Dinge passiert, für die man sich unbedingt ins Kino begeben sollte. Für einen Vorgeschmack gibt es natürlich einen Trailer, aber vor allem ganz viel der wunderbaren Musik auf der Seite zum Film www.puppe-icke-und-der-dicke.de.
Petra Wille