Hyde Park am Hudson

Komödie, Großbritannien 2012, 96 min

Darf man einem britischen Monarchen Hot Dogs vorsetzen? Was ist mit Cocktails? Klar, geht alles. Ist nur äußerst ungewöhnlich im Jahr 1939, als King George VI und seine Frau Queen Elizabeth den Präsidenten Franklin D. Roosevelt auf seinem Landsitz besuchen. Es handelt sich um den ersten „Staatsbesuch“ eines englischen Königs in den USA. Die Royals kommen, weil sie die Staaten als Verbündete im Kampf gegen Deutschland brauchen. Zwei Welten prallen bei dieser Stippvisite aufeinander. Englischer Snobismus trifft auf die „Niederungen“ amerikanischer Kultur. Jede Menge Peinlichkeiten passieren. Obendrein müssen die Majestäten ertragen, dass der Präsident relativ unverhohlen ein Verhältnis zu seiner Cousine Daisy pflegt. Die Affäre hat seine Mutter in die Wege geleitet, weil Franklin ihrer Meinung nach Erholung von den schwierigen Staatsgeschäften nötig hat. Daisy, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, bietet FDR höchst willkommene Abwechslung von seinen dominanten Frauen (Mutter, Ehefrau, Sekretärin). Trotz oder wegen der vielen herrischen und helfenden Weiblichkeit in seinem Umfeld ist er immer Herr der Lage. Vermutlich wäre »Hyde Park am Hudson« nur ein schön ausgestatteter anekdotischer Film über einen kurzen, aber wichtigen historischen Moment, wenn Regisseur Roger Michell nicht einen Besetzungscoup gelandet hätte. Bill Murray als Franklin D. Roosevelt - darauf muss man erstmal kommen. Murray spielt einen unglaublich coolen Präsidenten, der die steifen britischen Snobs durch seine unkonventionelle Art schnell ins Gruppenboot holt. Irgendwann steigen sie gemeinsam in den Pool, der stotternde Brite und der im Rollstuhl sitzende Amerikaner. Beim Austausch über den souveränen Umgang mit Handicaps kommt man sich menschlich und politisch näher. Das Wochenende gelingt. Auf Betreiben Roosevelts, der später auch die UNO auf den Weg brachte, unterstützten die USA ab Beginn des 2. Weltkrieges trotz offizieller Neutralität Großbritannien.
Grit Dora

Buch: Richard Nelson

Regie: Roger Michell

Darsteller: Bill Murray, Laura Linney, Samuel West, Olivia Colman, Elizabeth Marvel, Olivia Williams, Elizabeth Wilson, Martin McDougall

Kamera: Lol Crawley

Musik: Jeremy Sams

Bundesstart: 28.02.2013

Start in Dresden: 28.02.2013

FSK: o.A.