Nach der Revolution
„Nach der Revolution ist vor der Revolution“. Die Floskel liegt auf der Hand. Im Falle des sozial vollkommen zerklüfteten Ägypten behält man damit ganz sicher Recht. Mahmoud (Bassem Samra) war im Februar 2011 wie viele Ägypter auf dem Tahrir-Platz. Doch er gehörte zur armen Landbevölkerung von Nazlet El-Samman, denen Mubaraks Leute bis zuletzt das Blaue vom Himmel versprachen, falls sie als Gegendemonstranten zur Revolution ordentlich Unruhe stifteten. Er ritt also mit bei der Schlacht der Kamele, ohne von der Entwicklung in Kairo überhaupt etwas verstehen zu können. Für ihn ging es buchstäblich um das versprochene Blaue vom Himmel. Sein Broterwerb bestand aus den ausländischen Touristen, die er auf sein Pferd setzen und zu den Pyramiden führen konnte. Bis die Touristen eben ausblieben. Es ging ihm auch um den Himmel selbst, welchen er hinter der berüchtigten Slum-Mauer von El-Samman nicht mehr sehen konnte. Weil Mubaraks Diktatur das Elend und die Sehenswürdigkeiten bautechnisch sauber trennen wollte. Seit Mahmoud auf dem Tahrir-Platz vom Pferd gezerrt und vielfach von den Kameras erfasst wurde, besteht sein Leben aus einer sehr unrühmlichen Bekanntheit, gepaart mit Anfeindungen und Demütigungen. Seinen Job ist er los und auch der Sohn wird in der Schule gemobt. Aber keinesfalls weil er konterrevolutionär geritten ist, sondern weil er vom Pferd fiel und geschlagen wurde. Jetzt ist er also auf der Suche nach einer Bewährungsprobe, die seine Ehre und Männlichkeit wiederherstellen könnte. Für einen kurzen Moment bietet ihm die Affäre mit der Journalistin Reem (Menna Shalabi) eine solche Möglichkeit. Parallel zu ihren Recherchen zeigt der Film die Missstände auf, unter denen die, die kein Facebook kennen, und das einfache Volk seit den Umruhen zu leiden haben. Weil deren Leben und Arbeit abhängt von den vielen kleinen Mubaraks in Ägypten.
alpa kino
Buch: Omar Shama, Yousry Nasrallah
Regie: Yousry Nasrallah
Darsteller: Menna Shalabi, Nahed El Sebaï, Bassem Samra, Salah Abdallah
Kamera: Samir Bahzan
Produktion: New Century Prod., Dollar Film, Siècle Prod., Studio 37, Walid El-Kordy, Georges-Marc Benamou
Bundesstart: 30.05.2013
Start in Dresden: 30.05.2013
FSK: ab 12 Jahren