Feuchtgebiete

Drama/Komödie, Deutschland 2013, 109 min

Die 18-jährige Helen Memel wartet im Krankenhaus auf die wegen einer Analfissur nötige Operation. Den Riss hat sie sich bei der Intimrasur zugezogen, außerdem gibt’s auch noch Hämorrhoiden zu behandeln. Sie hofft, dass der Krankenhausaufenthalt ihre getrennt lebenden Eltern wieder zusammenbringt. Hauptsächlich aber beschäftigt sie sich mit ihren sexuellen Erfahrungen und schockt die nähere Umgebung mit spielerisch-erfindungsreichen Theorien und Experimenten in Sachen Körperflüssigkeiten. Helen provoziert und polarisiert - und hat Spaß daran. Soviel zur Handlung.
Charlotte Roches Roman »Feuchtgebiete«, das „Skandalbuch“ des Jahres 2008 ist ja ein eher technisch gehaltenes Sachbuch mit megaschmaler Rahmenhandlung, damit es nicht zu dröge wird. Es führt die starre Künstlichkeit des gegenwärtigen Sex-Konzeptes vor und wehrt sich auf locker subversive Weise gegen die Zumutung, den eigenen (weiblichen) Körper immer weiter zu perfektionieren. Die Autorin ist bekannt genug, um hier nicht weiter auf sie eingehen zu müssen. Schön, dass es sie gibt und dass sie schon so lange mit ausgestrecktem Mittelfinger unterwegs ist. Peter Rommel hingegen kennen die wenigsten. Der Mann produzierte viele Filme von Andreas Dresen, so »Nachtgestalten«, »Wolke 9« und »Halt auf freier Strecke«. Schon interessant, dass er sich »Feuchtgebiete« vorgenommen hat. Carla Juri ist die perfekte Besetzung für die Heldin Helen und Christoph Letkowski, Axel Milberg, Meret Becker und Edgar Selge glänzen in den Nebenrollen. Regie-Shootingstar David Wnendt (»Kriegerin«) hat aus der Vorlage eine fluffige erotische Komödie gemacht. So drastisch wie bei Roche geht es nicht zur Sache. Aber die eine Botschaft transportiert der Film doch: No Schleim, no Fun. Der Kulturbeutel bleibt besser zu Hause.
Grit Dora