Blue Jasmine

Drama/Komödie, USA 2013, 98 min

Das hat erstmal was Befremdliches, wenn sich Woody Allens 44. Film einer Spezies Frau annimmt, wie man sie nach dem berühmten 3 Sekunden Scann eigentlich komplett ignorieren sollte; einer stinkreichen, aber arroganten, dafür stimmungsaufgehellten New Yorker Ehefrau. Jasmin, die eigentlich Jeanette heißt, muss den schwersten Schicksalsschlag verkraften, zu dem die Vorstellungskraft einer Park-Avenue-Matrone gerade noch reicht; die Trennung von Ehemann Hal und dessen Konten. Aber es kommt schlimmer. Sie verlässt die Ostküste und sucht Unterschlupf bei ihrer Adoptivschwester Ginger, einer halbwegs unglücklichen Supermarktkassiererin in San Francisco, die mit ihrem Hang zu übel beleumdeten Kerlen hadert. Dem belesenen Zuschauer mag jetzt das Setting von Tennessee Williams »Endstation Sehnsucht« vorschweben, und Jasmins wodkatriefende Borniertheit ist auch ganz danach. Unfähig, auch nur einen einzigen Zipfel Realitätssinn kundzutun, macht sie sich in Gingers bereits verstopftem Leben breit. Wie ein nerviges, großes Kind, das jeden erdenklichen Grund herbei zitiert, um andere für seine Lage verantwortlich zu machen. Und das ununterbrochen um Fassung ringt. In Zimmern mit derart niedrigen Decken kann man ja auch nicht atmen. Also versucht sie das Unaussprechliche; sie nimmt eine Arbeit an… Tausendsassa Allen baut seinen Film zusammen aus zwei ungleichen Schwestern und deren Männergeschichten, wobei letztere irgendwie allesamt irrwitzig und hoffnungslos verlaufen. Das Darstellerensemble glänzt in der kalifornischen Sonne wie Gold, die Vor- und Rückblenden erzählen Jasmins Aufstieg und Fall äußerst unterhaltsam und die arme Cate Blanchett möchte man abwechselnd in den Arm nehmen und ihr ganz gehörig in den Arsch treten. Nicht schlecht für einen fast 80-jährigen Regisseur.
alpa kino