Tore tanzt

Drama, Deutschland 2013, 110 min

Ungewöhnliches und radikales deutsches Kino erwartet uns mit diesem Werk. Der Debütfilm der Hamburgerin Katrin Gebbe über den jungen, Halt suchenden Tore steckt voller Kraft, ist kompromisslos und ein verstörendes Stück Kino.
»Tore tanzt« war in diesem Jahr der einzige deutsche Beitrag in der offiziellen Auswahl der Filmfestspiele in Cannes (Sektion Un Certain Regard).
Tore (Julius Feldmeier) ist ein junger Jesus-Freak. Er führt ein gewaltloses Leben fest nach dem Motto „Liebe deinen Nächsten“. Eine Autopanne, die er scheinbar durch Jesus’ Beistand behebt, bringt ihn mit Familienvater Benno (Sascha Alexander Geršak) zusammen. Der lädt Tore für den Sommer in seine Gartenlaube ein. Zunächst fühlt sich Tore dort aufgehoben, doch das Familienidyll um Benno, seine Freundin Astrid (Annika Kuhl), seine 15-jährige Tochter Sanny (Swantje Kohlhof) und den kleinen Dennis (Til Theinert) trügt. Nach und nachverändert sich Benno, treten sadistische Neigungen zum Vorschein, und Tores bedingungslose Nächstenliebe verlangt ihm alles ab: Benno wird zu Tores härtester Prüfung. Oder ist es umgekehrt?
Katrin Gebbe inszeniert mit sicherer Hand ein düsteres Missbrauchsdrama in drei Kapiteln, das eine verstörende Eigendynamik entwickelt. Den Zuschauer wird es noch lange beschäftigen.
Für ihren Erstling konnte sie ein starkes Ensemble aus jungen und erfahrenen Schauspielern gewinnen. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Bei der Entwicklung lies sie sich von Dostojewskis Romanhelden, dem Epileptiker Fürst Myschkin („Der Idiot“) inspirieren.
Katrin Gebbe sagt über ihren Helden: „Er ist ein junger, erwachsener Mann, aber sein Verhalten scheint im Vergleich zu den anderen oft unangemessen naiv und kindisch zu sein, idiotisch eben. Dennoch ist er nicht dumm, sondern lediglich ein guter Mensch.“
ak

Buch: Katrin Gebbe

Regie: Katrin Gebbe

Darsteller: Julius Feldmeier, Sascha Alexander Gersak, Annika Kuhl, Swantje Kohlhof, Til-Niklas Theinert, Daniel Michel

Kamera: Moritz Schultheiß

Musik: Peter Folk, Johannes Lehniger

Produktion: Verena Gräfe-Höft

Bundesstart: 28.11.2013

Start in Dresden: 28.11.2013

FSK: ab 16 Jahren