A Touch of Sin

Drama, China 2013, 130 min

Ach, könnte der alte Mao sehen, welch unglückselige Allianz seine rücksichtslos brutalen Revolutionäre heutzutage mit dem Todfeind, dem rücksichtslos brutalen Kapitalismus, eingehen, er würde wohl aus dem Grabe fahren und das ganze Gesocks aus dem Land fegen, vielleicht. Hoffentlich. Dieser Film zeigt vier Episoden aus dem unermesslichen Fundus an Schreckensmeldungen, wie sie höchst selten ausländische Agenturen erreichen aber im modernen China, wo sich postkommunistische Autokratie und Turbokapitalismus vermählen, gang und gäbe sind. Schon das sündhaft teure Hurenhaus, wo Funktionäre und Manager gemeinsam Frauen taxieren, die wie Hostessen in Mao-Uniforen stecken, beschwört bei dem unglücklich verliebten Xao Hui nichts als Gewalt herauf. In einem ähnlichen Etablissement muss sich Xiao Yu zuerst von gestressten Ehefrauen und später von niederträchtigen Freiern demütigen lassen. Einen kläglichen Rest ihrer Würde versucht sie dann doch noch zu verteidigen. Über diesen Punkt ist Tagelöhner Zhou San längst hinaus. Er ist herabgesunken auf das Niveau seiner räuberischen Gesellschaftsordnung und tötet auf offener Straße für Designer-Handtaschen. Regisseur Jia Zhang-ke recherchierte mehrere lapidare Pressemeldungen und überführte die Ergebnisse in sein Drehbuch. Das Bild aus der chinesischen Mitte ist ein düsteres und gilt, während es in Cannes mit dem Preis fürs beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, in seiner Heimat als verboten. Auch wegen des blutigen Schlagabtausches zwischen einem Minenarbeiter und seinem Boss. Der einzige Arbeiter, der die vor Jahren versprochenen Dividenden einklagen will, wird vom Chef persönlich krankenhausreif geprügelt. Woraufhin dieser schweigsam und gemessenen Schrittes zurückschlägt, in bester Sergio Leone Manier. Letzterer benutzte gern das Mao-Zitat „Die Revolution ist kein Festessen, … die Revolution ist ein Akt der Gewalt.“
alpa kino

Buch: Jia Zhang-ke

Regie: Jia Zhang-ke

Darsteller: Jiang Wu, Meng Li, Lanshan Luo, Wang Baoqiang, Zhang Jiayi, Zhao Tao

Kamera: Nelson Yu Lik-wai

Musik: Lim Giong

Produktion: Xstream Pictures, Eva Lam

Bundesstart: 16.01.2014

Start in Dresden: 16.01.2014

FSK: ab 16 Jahren